Für und Wider von Office Open XML
Im September wird entschieden, ob Microsofts Office Open XML (OOXML) zum international anerkannten Standard wird. Der Verein FFII warnt vor den negativen Folgen; Massachusetts hingegen wendet sich dem Format zu.
Die Debatte über das Für und Wider eines weiteren Office-Dokumenten-Standards neben dem Open Document Format (ODF) schwelt seit Monaten. Im September will die ISO (International Organization for Standardization) nun endgültig über den Standard ‘Ecma 376’, so die offizielle Bezeichnung von OOXML, beschließen.
“Falls die ISO dieses Format akzeptiert, erwarten wir, dass der Desktop-Markt auf Jahrzehnte von diesem proprietären, patentierten Format gefangen genommen wird und den Monopolpreis zahlen muss”, Pieter Hintjens, Vorsitzender des Förderverein für eine Freie Informationelle Infrastruktur (FFII).
Der Microsoft-Standard weise erhebliche Mängel auf, so Hintjens weiter. Diese müssten jedoch “vor und nicht nach einer Abstimmung korrigiert werden”. Für die Verfechter offener Standards liege das Hauptproblem in der Tatsache, “dass das Format von Microsofts Patenten abhängt, wodurch Interoperabilität, der einzige Zweck eines neuen Standards, blockiert würde”.
Die einzelnen Ländervertretungen hatten wiederholt Bedenken zu Microsofts Vorschlag geäußert. Microsoft hatte, nachdem das Gremium ECMA (European Computer Manufacturers Association) das Microsoft-Format unter dem Namen ECMA 376 verabschiedet hatte, legte der Hersteller es auch der ISO zur Zertifizierung vor. In den USA hatte das ‘International Committee for Information Technology Standards’ (INCITS) vor wenigen Wochen dem Vorschlag die nötige Zwei-Dirttel-Mehrheit verweigert. INCITS steht der US-Regierung nahe und gilt in den USA als wichtiges Standardisierungs-Gremium bei behördlichen Fragen.
Trotz der Ablehnung des Standards durch INCITS will der einstige ODF-Verfecheter, der US-Bundesstaat Massachusetts nun doch auch das Microsoft-Format als Bestandteil der IT-Architektur der Verwaltung verwenden. Die zuständige Abteilung reagiert nun in einem offenen Brief auf die zahlreichen Einwände der Kritiker.
Jedoch sei diese Entscheidung technisch bedingt und nicht von Hersteller-Interessen geleitet, versichert die Abteilung. Trotz aller Nachteile, die derzeit beiden Formaten innewohnen, sei man überzeugt, dass sich der Schritt hin zu offenen XML-basierten Formaten für alle Anwender auszahlen könne. Zudem sollten die Mängel der Standards in den Standardisierungsgremien diskutiert werden. Kritiker werten diesen Schritt als einen Rücktritt von der Maxime, lediglich offene Standards in die IT-Architektur aufzunehmen.