Virtualisierung kann Windows und Linux den Todesstoß versetzen
Virtualisierung ist eine Chance für die Anwender und ein echtes Risiko für die Betriebssysteme. Vor allem für Windows und Linux. Das sagte Mendel Rosenblum, einer der Gründer des Virtualisierungsspezialisten VMware.
Virtual Appliances zusammen mit virtualisierten Lösungen auf Server-Ebene seien eine Bedrohung für die Plattformen, weil sie der unter einer Lösung liegenden Schicht einen Teil ihrer Bedeutung nehmen. Rosenblums Ansicht, die er auf der LinuxWorld 2007 in San Francisco äußerte, war unter den Konferenzteilnehmern allerdings nicht unumstritten.
Rosenblum begründete seine Aussage laut Berichten in der US-Presse damit, dass eine virtuelle Appliance, die eine Software mit dem Code des Betriebssystems verbindet, damit sie auf einem Server laufen kann, auch anderweitig eingesetzt werden könne. Sie könne – und zwar unabhängig vom dort genutzten Betriebssystem – auf jedem virtualisierten Server ebenfalls verwendet werden. Das heißt, ohne vorher noch einmal mit dem dort eingesetzten Operating System verknüpft zu werden.
Rosenblum, Chief Scientist bei VMware, sagte, dass er, wenn er in Microsofts Schuhen stecken würde, diese Art der Servervirtualisierung und Verknüpfung als Bedrohung für das eigene Betriebssystem betrachten würde. Das gelte besonders für das beschriebene Paket, ein so genanntes Virtual Appliance Bundle. Eine Welt, in der die Nutzer nicht mehr komplexe Betriebssysteme bräuchten, sondern nur mit virtualisierten Umgebungen voll arbeiten könnten, ist seiner Ansicht nach absolut real.
Rosenblum sagte wörtlich, die Betriebssysteme seien ein Konzept für den Papierkorb, ”sie werden einfach verschwinden”. Dagegen könnten virtualisierte Pakete die Aufgaben der Plattformen mit übernehmen. Damit stieß er allerdings bei den anwesenden Linux-Fans auf denkbar wenig Gegenliebe. Ein virtualisiertes System, das – wie Rosenblum es skizzierte – möglicherweise sogar direkt mit dem Mikroprozessor verbunden ist, ist auch ihnen unheimlich. Rosenblum sprach davon, dass ein solches Modul aus Hardware, Virtual Machine oder eine Gruppe von Mikro-Betriebssystemen, die jeweils spezifische Anwendungen zum laufen bringen, viel zuverlässiger, leistungsfähiger, einfacher zu verwalten und dazu noch stabiler sei als der gewohnte Rechneraufbau.
Mitnichten, ließen sich die ersten Linux-Fans während der Keynote vernehmen. An Stabilität mangele es Linux-Systemen nicht. Der VMware-Mann könnte auch in den nächsten Tagen noch einiges an Antworten aus der Community zu hören bekommen.