Partnerschaft Cisco-Microsoft bietet viel Stoff für Zoff
Die CEOs der Konzerne Cisco und Microsoft haben am Montag erklärt, dass sie zukünftig enger zusammenarbeiten wollen. Doch es bleibt genügend Platz für Reibungspunkte.
Nicht ganz so spektakulär wie die Partnerschaft mit Konkurrent Sun Microsystems, aber dafür sehr weitreichend – so kommt die neueste Versöhnung von Microsoft mit einem ehemaligen Rivalen Cisco daher. Mit dem Netzwerker wurde allerdings nicht nur bessere Interoperabilität der Produkte vereinbart, die Giganten haben auch die Grenzen in Bereichen abgesteckt, die beide Firmen sehr interessieren.
Steve Ballmer und John Chambers haben zunächst klar gemacht, dass sie auch weiterhin Konkurrenten bleiben. Die erweiterte Zusammenarbeit soll beiden ganz konkret nützen. “Manche denken nur schwarz-weiß – unsere Beziehung ist aber viel komplexer, als dass wir entweder nur Partner oder nur Konkurrenten sein könnten”, erläuterte Ballmer die Situation. Chambers sagte sogar, er nehme an, dass der gesamte Markt davon profitieren wird, wenn die Kunden bei Produktüberlappungen eine Wahl haben. “Auch wenn wir auf diese Art vielleicht Marktanteile verlieren, so wird der Markt dadurch doch insgesamt wachsen, und wir machen beide mehr Umsatz”, erklärte Chambers.
Die Kunden hätten das letzte Wort gehabt, sagten die CEOs. So hätten sie vielfach geäußert, dass sie auch konkurrierende Produkte von Cisco und Microsoft – beispielsweise Sicherheitsfunktionen und ähnliches – gern nebeneinander und sogar kombiniert nutzen würden. Ballmer sagte in diesem Zusammenhang, er bedaure sogar ein wenig, gegen Cisco konkurrieren zu müssen. Aber das wichtigste sei eben, was die Kunden wollen, und dem beuge sich der Konzern gerne. Die Partnerschaft besteht dabei notgedrungen schon etwa zehn Jahre: Schließlich bedienen die Großkonzerne genau dieselben Kunden, die Liste ihrer Bestandskunden dürfte nahezu identisch sein. Das heißt, dass die Produkte an der ein oder anderen Stelle zusammentreffen müssen. Das macht die Abstimmungen der Hersteller notwendig, sofern sie den Kunden nicht verärgern oder verlieren wollen.
Die Kunden sind laut Chambers inzwischen verwirrt darüber, wo sich die Produkte der beiden Unternehmen ergänzen und wo sie gegeneinander konkurrieren. Zusammenarbeit gibt es demnach in den Bereichen: Sicherheit, Mobile Computing, IT-Architektur und Unified Communications. Die vormals lose Integrationsarbeit soll jetzt offiziell und vordringlich gestaltet werden, nicht nebenbei. Dafür wurden jetzt wöchentliche Telefonate zwischen leitenden Angestellten, die mit der Interoperabilität zu tun haben, vereinbart – so präzise war die neue Ankündigung der CEOs bei ihrem ersten gemeinsamen Auftritt in der Öffentlichkeit.
Auch bei zukünftigen Entwicklungen wollen die beiden Firmen zusammenarbeiten. In Standardisierungsgremien werde man zudem gemeinsame Vorschläge einbringen sowie ein wenig einheitlicher vorgehen. Das wird immer wichtiger, weil sich die Produkte der beiden Hersteller in zukunftsträchtigen Bereichen wie Unified Communications, Security und netzwerkseitigen Softwarelösungen immer mehr verschränken. Wenn die Entwicklungen und Standards hier von den beiden Großen mit einer Stimme vertreten werden, könnte das die technische Zukunft zumindest etwas übersichtlicher machen. In der Gremienarbeit kostet so etwas viel Zeit, so die landläufige Meinung in der IT-Branche.
Skeptiker wie Zeus Kerravala, Vice President des Marktforschungsunternehmens Yankee Group, sehen aber gerade in den vereinbarten Bereichen noch reichlich Stoff für Zoff. “Gerade bei Unified Communications wird es viel Konkurrenz geben. Und es wird sehr schwer für Cisco und Microsoft damit umzugehen, denn das ist eine Anwendung, bei der beide Unternehmen die Marktführerschaft anstreben.” Ballmer und Chambers wollen sich aber schrittweise vertrauen. Ihre Geheimnisse und Strategien behalten sie aber weiterhin für sich.