Deutsche kämpfen mit Informationsflut
31 Prozent der Deutschen fühlen sich häufig von Informationen überflutet, weitere 30 Prozent manchmal. Das ergab eine neue Studie im Auftrag des Branchenverbandes Bitkom. Die Marktforscher Aris und Forsa haben für die Studie 1000 Deutsche ab 14 Jahren befragt.
“Offenkundig fühlen sich zahlreiche Menschen von Nachrichten und Medienvielfalt überfordert, vor allem Ältere”, sagte Bitkom-Präsident Prof. Dr. August-Wilhelm Scheer. So hätten 39 Prozent der Deutschen ab 65 Jahren oft das Gefühl der Überflutung mit Informationen. “Wir müssen als Gesellschaft lernen, mit der Nachrichtenflut besser umzugehen.” Die jüngere Generation von 14 bis 29 Jahren, die mit Internet und Handy aufgewachsen ist, hat demnach am wenigsten Probleme mit der Menge der Informationen. Dort fühlt sich nur jeder siebente häufig von Informationen überflutet.
Pro Tag nutzt jeder Deutsche durchschnittlich 100 Minuten aktiv das Internet. Vor zwei Jahren waren es noch 88 Minuten. “Kaum jemand, der die Möglichkeiten des Internets kennt, möchte darauf verzichten”, so Scheer. “Drei Viertel der Nutzer können sich ein Leben ohne Web nicht mehr vorstellen.”
Mit fast vier Stunden täglich steht aber das Fernsehen nach wie vor an erster Stelle beim Medienkonsum – und ist nach Meinung der Befragten am stärksten für die Überflutung mit Informationen verantwortlich. 71 Prozent nennen das Fernsehen als Grund für die Informationsflut, nur 43 Prozent das Internet. Addiert man die Nutzung von TV, Radio, Internet und Telefon, kommt man auf einen Medienkonsum von fast neun Stunden täglich. Scheer: “Selbst wenn man berücksichtigt, dass Fernsehen und Radio zuweilen nur mitlaufen, ist das eine enorme Summe.” Im Internet gelingt es vielen Deutschen, zeitweise abzuschalten. 38 Prozent der Nutzer legen gelegentlich bewusst Internet-freie Tage ein, weitere 17 Prozent tun dies sogar häufig. Nur ein Fünftel der Onliner verzichtet nie von sich aus einen ganzen Tag auf das Netz.
Viele Handybesitzer schalten ihr Mobiltelefon nachts (41 Prozent) und im Urlaub (40 Prozent) ab oder stumm. Bei jedem fünften Handybesitzer ist das Gerät aber immer angeschaltet. Scheer: “Es ist gut, dass wir immer erreichbar sein können, wenn wir es möchten. Aber genauso wichtig sind bewusste Kommunikationspausen, um sich zu erholen oder konzentriert arbeiten zu können.” Eine Mehrheit der Deutschen hält der Studie zufolge solche Pausen für wichtig.
Beruf und Privatleben sind durch die neuen Medien verschmolzen. Jeder dritte Berufstätige (29 Prozent) ist heute auch außerhalb der Bürozeiten jederzeit erreichbar – Mobiltelefone und Smartphones machen es möglich. Besonders abends sind viele noch erreichbar. Nur 12 Prozent der Berufstätigen sind nie in der Freizeit erreichbar, weitere 14 Prozent in Ausnahmefällen. Flexibilität wird aber auch von Arbeitgebern erwartet: Mehr als jeder vierte Mitarbeiter (28 Prozent) nutzt das Internet am Arbeitsplatz täglich auch für private Zwecke, weitere 22 Prozent tun das gelegentlich oder sporadisch.
Die meisten Nutzer einer beruflichen Mail-Adresse (80 Prozent) schauen permanent oder mehrfach täglich nach neuen Nachrichten. Eine Mehrheit (55 Prozent) würde maximal einen Tag auf ihre dienstlichen Mails verzichten. “Das Vorurteil, Berufstätige litten unter einer Flut unwichtiger E-Mails, stimmt aber nicht – wenn der Spam-Filter richtig eingestellt ist”, so Scheer. “Für zwei Drittel der beruflichen Nutzer sind die meisten Mails im Posteingang wirklich wichtig.” Im Durchschnitt bekommen berufliche E-Mail-Nutzer 13 Nachrichten pro Tag.