In den Mustern der Network-Kommunikation wie dem Durchstöbern von Profilen, dem Hinterlassen von Nachrichten und dem Schließen neuer Freundschaften zeigen sich alte Muster der oralen Kommunikation und diese sei die Basis jeder menschlichen Erfahrung, meint Lance Strate, Professor an der Fordham University. Durch die Verknüpfung mit Kommunikationsmustern, die tief in uns allen verwurzelt sind, lässt sich auch die Popularität der Online-Netzwerke erklären, berichtet die New York Times.
Die Ausdrucksweise in Social Networks erinnert stärker an orale Kommunikation als an schriftliche, meinen Wissenschaftler wie Irwin Chen vom Parsons College: “Oralität ist partizipatorisch, interaktiv, gemeinschaftlich und auf die Gegenwart fokussiert. Das Web vereint all das.” Die These von der Oralität des Internets wurde bereits 1982 von Walter J. Ong formuliert und beeinflusst nun die wissenschaftliche Erforschung von Social Networks. Ong meinte, dass orale Kommunikation Menschen in Gruppen vereine.
Parallelen lassen sich auch zu Stammeskulturen ziehen. Identitäten entstehen in diesen Gemeinschaften daraus, wie andere Menschen einen kennen. Diese Muster zeigen sich auch bei Facebook: “Menschen projizieren ihre Identitäten, indem sie ihre Beziehungen zu anderen Menschen ausstellen”, meint der Ethnologe Michael Wesch. Man definiert sich selbst also dadurch, mit wem man befreundet ist. Auch die regelmäßigen Geschenke, die in Stammesgesellschaften ausgetauscht werden, finden in Facebook ihre Entsprechung im ‘Poking’ – einer Art, auf sich aufmerksam zu machen.
Doch auch fundamentale Unterschiede lassen sich zwischen Social Networks und traditionalen Gesellschaften feststellen. Während diese Kulturen höchst formelle und ritualisierte Kontakte pflegen, ist der Umgang im Internet von auffälliger Zwanglosigkeit geprägt. Auch die Bedeutung sozialer Kontakte ist im Internet wesentlich geringer als in Stammeskulturen, wo diese eine Überlebensnotwendigkeit darstellen.
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