Indische IT-Dienstleister in Europa auf dem Vormarsch

Ovum nahm kürzlich an der jährlichen Konferenz der indischen National Association for Software and Service Companies (Nasscom 2006) teil. Topthema auf diesem Event war das Interesse der indischen IT-Servicefirmen, in den kontinentaleuropäischen Markt vorzudringen. TCS und Infosys haben mit ABN Amro in den Niederlanden ihren bisher größten Vertrag in dieser Region gewonnen. Weitere Chancen bestehen insbesondere in Branchen, die unter finanziellem Druck stehen. Wer wird aber von diesen Chancen profitieren: die ansässigen IT-Serviceanbieter mit Offshore-Kapazitäten oder die Offshore-Player? Das Rennen ist noch offen, aber die indischen Anbieter sind stärker denn je.

Die fünf größten indischen Outsourcer wachsen rasant: Wachstumsraten von 30 bis 40 Prozent in Europa sind zu beobachten. Gleichzeitig expandieren die Anbieter auch über ihre traditionellen Branchen (Finanzen und Telekommunikation) hinaus in neue Sektoren wie Einzelhandel, Automobil und Fertigung. Anwender in diesen Branchen leiden entweder unter stagnierender Inlandsnachfrage oder unter steigendem Wettbewerb auf globalen  Märkten. Einzelhändler in Frankreich oder den Niederlanden, zum Beispiel, finden sich in einem immer härteren Preiskampf, der sie zu internen Kostenreduktionen zwingt. Im Automobilsektor steht die Profitabilität im Vordergrund und Firmen wie VW, DaimlerChrysler und Renault wollen diese durch Senkung der internen Kosten verbessern.

Indische Anbieter erweitern ihr Serviceportfolio

Die Entwicklung und Wartung von individuellen Anwendungen sowie von Anwendungsschnittstellen stellen immer noch den Hauptbestandteil des Geschäftes der indischen Anbieter dar. Aber es gibt nun auch mehr und mehr Aktivitäten in den Bereichen Application Services für Standardanwendungen (SAP und PeopleSoft), Integration von EAI, Tools und Testen der Software von Drittanbietern. Die Ausweitung des Angebots hin zu funktionalen Beratungsdiensten für Applikationen ist weniger überzeugend. Vor-Ort-Dienste machen immer noch 29 Prozent der Aktivitäten indischer Anbieter aus, auch wenn dieser Anteil stetig sinkt: im Jahr 2000 machte er noch 57 Prozent aus.

Indische Anbieter spezialisieren sich auch nicht länger nur auf Applikationsdienste. Obwohl diese noch 78 Prozent ihrer IT-Serviceumsätze ausmachen, sehen wir einen klaren Trend hin zu Aktivitäten im Infrastrukturmanagement. Selektiv wird das Serviceportfolio um Datencenter-Managementdienste und Fernüberwachung von Servern erweitert. In Anbetracht des starken Preisdrucks in diesen Bereichen erwarten wir, dass europäische Firmen mehr und mehr auf Indien-basierte Systemadministration zurückgreifen werden. Etablierte Anbieter wie IBM, HP oder EDS zielen auch darauf ab, ihre Nearshore- und Offshore-Ressourcen einzusetzen, um die Kosten für Infrastrukturmanagement herunterzufahren.

Business Process Outsourcing (BPO) ist auch ein Bereich, den die Anbieter ausbauen. Firmen wie TCS und HCL Technologies haben bewiesen, dass sie große und komplexe BPO-Aufträge abwickeln können. Ähnlich sieht es bei Research & Development Services (R&D) aus. Hier werden die indischen Anbieter bei potenziellen Kunden oft noch nicht wahrgenommen. Dies liegt unter anderem an fehlendem Zugang zu Kunden. Stattdessen arbeiten indische Firmen im R&D-Bereich oft als Subunternehmer, insbesondere für mittelgroße Anbieter, die nicht alle Dienste selbst abdecken können.

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Silicon-Redaktion

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