TV überall: Eine Gefahr für den Fernsehsessel?

Technisch werden die Geräte für den Kunden sicherlich dann wirklich attraktiv, wenn sie ein größeres Maß an Flexibilität erlauben. So sollte beispielsweise mehr als ein Gerät gleichzeitig unterstützt werden. Auch wäre es wünschenswert, wenn sowohl heimische als auch reisende Nutzer auf das Gerät zugreifen könnten, ohne sich gegenseitig in die Quere zu kommen. Ferner ist denkbar, die Funktionalität über die bloße Unterhaltung hinausgehend auszubauen. Geschäftliche Nutzer greifen sicherlich gerne auf Dateien zu, mit denen sie unterwegs arbeiten möchten.

Eine weitere Herausforderung ist der intensive Wettbewerb seitens ortsunabhängiger Videodienste. So ermöglichen es Portale wie YouTube, sich überall unterhalten zu lassen wo ein schneller Internetzugang und ein Browser verfügbar sind. Entsprechende Angebote werden auch immer mehr an lokale Bedürfnisse angepasst – sevenload bietet beispielsweise vor allem deutsche Inhalte. Und durch die Entwicklung mobiler Endgeräte wie beispielsweise des iPod Video können sich die Konsumenten ihrer Videosammlung auch unterwegs bedienen. Schließlich bilden auch Download-Portale wie Bertelsmanns In2Movies Konkurrenz zum Video-Stream von zu Hause.

Regionale Grenzen

Des Weiteren ist die Zielgruppe noch sehr eingeschränkt: Geschäftsreisende und Sportfans machen sicherlich noch keinen Massenmarkt aus. Und weniger mobile TV-Enthusiasten haben schon jetzt in jedem strategisch wichtigen Wohnraum ihre Unterhaltungselektronik positioniert. Dort ist also erst mittelfristig mit Nachfrage für Place-Shifting-Geräte zu rechnen.

Schließlich muss eine möglichst große Fülle an Unterhaltungsangeboten für die Geräte vorhanden sein. Sicherlich ist die Unabhängigkeit von geographischen Gegebenheiten für den Konsumenten eine interessante Vorstellung. Wer würde nicht gerne ab und an im fremden Hotelzimmer auf das komplette heimische Fernsehprogramm zugreifen können? Und warum sollte man seine DVDs nur zuhause schauen?

Da könnte die Unterhaltungsindustrie jedoch anderer Meinung sein. Schließlich lebt sie nicht schlecht von der regionalen Aufteilung ihrer globalen Märkte, wie zum Beispiel im Fall von DVDs. Diese sind mit Regionalcodes versehen, so dass eine Scheibe aus Asien in Europa nicht abspielbar ist. Durch die Übertragung in ein anderes Land über das Internet wird diese Aufteilung jedoch unterlaufen. Auch kann es sein, dass eine bestimmte Fernsehsendung noch nicht für alle Regionen lizenziert ist – Nutzer von Slingbox oder LocationFree könnten sie dort dennoch anschauen.

Ein Problem für die Rechteinhaber?

Zwar weist Sony darauf hin, dass das Produkt ausschließlich für den privaten Gebrauch bestimmt ist. Der Kunde kann sich nur das anschauen, wofür er bereits bezahlt hat. Allerdings hat es sich in der Vergangenheit des Öfteren gezeigt, dass die Unterhaltungsindustrie den Argumenten der Unterhaltungselektronikbranche und deren Kundschaft nicht immer folgt. Ist sie von der Legitimität der Technologie nicht überzeugt, könnte dies zu einem Problem für den Gerätehersteller werden.

Insgesamt betrachtet liegen also die Vorteile für den Konsumenten klar auf der Hand. Unabhängig von Zeit und Ort zu sein ist ohne Frage attraktiv. Allerdings müssen die Anbieter noch einiges in die Weiterentwicklung ihrer Geräte investieren. Durch starken Wettbewerb und mögliche rechtliche Probleme kommen weitere Unsicherheiten hinzu. Noch kann also die Möbelbranche mit Nachfrage für ihre Fernsehsessel rechnen. Unsere klare Empfehlung ist jedoch, die weitere Entwicklung des Place-Shifting im Auge zu behalten.

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Silicon-Redaktion

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