Dieser Erkenntnis der Bestseller-Autorin Eva Herman folgend, versuchte der Schreiber diese Woche, den Menschen zu beruhigen, dem in seiner Zweierbeziehung gemäß diesem Eva-Prinzip die empfindsame, mitfühlende Rolle zukommt.
Jene Empfindsamkeit äußerte sich darin, dass die selbstbewusste Schöne ärgerlich war, weil sie in besagtem Bestseller gelesen hatte – aktuell Platz 7 in den Amazon-Verkaufs-Charts. Ihr Urteil über das Buch ist nicht zitierfähig. Und weil’s hier grad so schön passt: Zitate von Eva Herman sind in diesem Wochenrückblick kursiv gesetzt und stammen meist aus der Mai-Ausgabe der Zeitschrift Cicero.
Zunächst zuckt der Schreiber nur verständnislos mit seinen eher nicht so breiten Schultern: Natürlich ist es Unsinn, wenn Eva Herman schreibt, die Frau solle sich nicht jenseits der ihr von der Natur zugedachten Aufgaben betätigen, worunter sie im wesentlichen versteht, Kinder zu haben und Apfelkuchen zu backen.
Schließlich weiß niemand, wie sich die Natur das mit der Informationsgesellschaft so vorgestellt hat: Ist Compiler-Bau jetzt ein Männer-Job, weil’s nach mauern klingt?
Der natürliche Platz der Frau wäre nach Eva Herman dann wohl – neben dem am häuslichen Herd, versteht sich – das World Wide Web: Da gibt’s Cookies, Chat und immer frische Java-Beans.
Networking wäre ebenfalls Frauensache. Damit assoziiert man ja neben Hubs und Routern vor allem einkaufen und Strümpfe.
Man müsste die Computerei dann so aufteilen: Der dienenden Rolle der Frau entspräche die Server-Seite. Männern der Client-Bereich. Dann bekäme man abends die Hausschuhe und tagsüber die Web-Services gebracht.
Schön wär’s schon – vor allem das mit den Hausschuhen. Aber die praktische Implementierung würde wahrscheinlich scheitern. Deshalb hält man sich in der IT statt dessen an das althergebrachte und völlig unromantische EVA-Prinzip – in Versalien: Eingabe, Verarbeitung, Ausgabe.
Allerdings darum geht’s gar nicht. Hermans Eva-Prinzip hat vielmehr ein Adam erfunden. Der heißt Joachim Bürger und hat Bücher mit so seltsam anmutenden Titeln wie “Mann, bist du gut” und “Die Begründung des Maskulinismus” geschrieben, die sich inhaltlich weitgehend mit dem Oeuvre von Eva Herman decken und vor allem dem gleichen Erfolgsrezept folgen.
Joachim Bürger ist Inhaber einer PR-Agentur, hat den Deutschen Verband für Public Relations gegründet und ist zweimal mit dem Jahrespreis der Deutschen Public Relations Gesellschaft ausgezeichnet worden. Als sein Meisterstück gelten seine Humbug-Bücher von Anfang der 90er Jahre, wegen der er damals in viele Talkshows eingeladen wurde. Dass es reiner Humbug war, hat er später, nachdem er viel Geld damit verdient hatte, freimütig eingeräumt. Bürger hat gezeigt, dass das, was aufregt, sich gut verkauft.
Natürlich haben viele schon vorher einem promovierten Wirtschaftsfachmann mit Intellektuellenbart nicht abgenommen, dass er den Quatsch, den er geschrieben hatte, ernst meinen könnte. Ein blondes Frauchen mit treuherzigem Augenaufschlag kommt da sehr viel authentischer rüber, belehrt der Schreiberling seine wütende – und übrigens schwarzhaarige – Schöne.
Und er fügt hinzu: “Nec fidum femina nomen. – Falschheit dein Name ist Weib.”
Ach ja. Frauen sollten öfter einfach mal den Mund halten, schreibt Eva Herman. Das stimmt, ist aber nur die halbe Wahrheit. Zur ganzen gehört: Männer auch. Dessen allerdings ist sich der Schreiberling zu spät bewusst geworden.
Wie’s denn um den eigenen literarischen Erfolg bestellt sei, faucht die wütende Schöne, was wieder eine typisch weibliche Ersatzhandlung darstellt, bloß weil der Grund ihres Ärgers nicht greifbar ist. Außerdem ist IT-Journalismus etwas ganz anderes als der Boulevard.
“Die Verkaufszahlen!” insistiert die Schöne mit Beharrlichkeit und auch einer guten Portion Aggression. So etwas Schwieriges kann der IT-Journalist natürlich nicht im Kopf ausrechnen. Die Konsultation des PCs ergibt, dass die Gesamtzahl seiner verkauften Bücher 6,273 Prozent der Erstauflage von Hermans Eva-Prinzip entspricht.
Natürlich dürfen Frauen ihre Männer kritisieren. Doch all das sollte in Maßen geschehen. Und: “Das ist ja etwas ganz anderes”, verteidigt sich der gekränkte Schreiber, “das sind Glossen”.
“Dein Sigi – Anmerkung: Siegfried Zimmerschied, bayerischer Kabarettist – sagt immer, die Satire könne die Realität nie einholen”, hakt sie unerbittlich nach. – Stimmt. So gesehen ist Eva Herman einfach besser.
Vielleicht sollten sich Frauen wirklich auf die Wahrnehmung ihres Schöpfungsauftrages konzentrieren, anstatt mit eitlen Glossen-Schreibern über die ihnen von der Natur zugedachten Aufgaben hinaus in Konkurrenz treten zu wollen… Aber Schluss für heute – es hat geklingelt.
Achim Killer
P.S.: Das Klingeln hat den IT-Journalisten davor bewahrt, bei der Niederschrift des unerquicklichen Disputs mit seiner Schönen völlig ins Reaktionäre abzudriften. Die Zeitschaltuhr des Herds hat ihn gerettet.
Er hat nämlich einen Apfelkuchen gebacken – zur Versöhnung. Wer einmal den Wert häuslichen Friedens in Harmonie und Wärme kennen lernen durfte, einen Ort, der Sicherheit, Glück und Seelenfrieden gibt, weiß, wovon die Rede ist.
Den Kuchen gibt’s heute Abend zusammen mit einer Flasche Valpolicella. Kuchen und Wein – wie bei Rotkäppchen. Märchen passt ja auch gut zum Eva-Prinzip, jener verlorenen Welt, die unseren Vorfahren jahrtausendelang Kraft und Halt gab, die Misserfolge und Enttäuschungen auffing und eine Quelle des Glücks sein konnte.
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