Probleme ergeben sich beispielsweise bei der Modellierung von Prozessen. Nach der Theorie sollte diese Aufgabe von den Fachabteilungen gelöst werden. Schließlich liegt ja ein wesentlicher Vorteil der Serviceorientierung in der Architektur gerade darin, dass Business-Aspekte bei der Abbildung von Prozessen in die IT im Vordergrund stehen. In der Praxis zeigen sich die Fachbereiche – wie Erfahrungsberichte im Report zeigen – von dieser Aufgabe jedoch häufig überfordert.
Zudem deuten die Projektberichte auf einen erhöhten Bedarf nach Moderation zwischen IT-Abteilungen, Fachbereichen und deren Mitarbeitern hin. Konflikte zwischen IT- und Fachabteilungen sind beispielsweise bei der Governance der Services vorprogrammiert. Auf der einen Seite stehen die Fachabteilungen, die eine schnelle, individuelle Lösung für ihre Probleme benötigen. Auf der anderen Seite ist es die Aufgabe der IT-Administration, auf Qualität und Wiederverwendbarkeit bei der Serviceerstellung zu achten. Damit verbunden sind ein größerer Arbeitsaufwand und längere Entwicklungszeiten. Es braucht nicht viel Phantasie, um aus den oben geschilderten Problemen einen Business Case für IT-Beratungen zu entwickeln.
Darüber hinaus geben die Projektberichte auch Hinweise auf technischen Entwicklungs- und Integrationsbedarf. Entwicklungsbedarf zeigt sich insbesondere bei den Themen Management und Monitoring. Komplexe Prozesse, die viele Einzeldienste und Systeme oder Anwendungen umfassen, sollen – so der Wunsch der Kunden – in ihrer Gesamtheit besser überwacht werden. Die Verknüpfung von SOA mit Aspekten von BPM (Business Process Management) erscheint aus dieser Sicht heraus logisch.
Die Wirklichkeit ist heterogen
Integrationsbedarf entsteht ungeachtet der voranschreitenden Konsolidierung im Bereich Unternehmenssoftware und Plattformen. Auch in Zukunft werden die IT-Landschaften in den meisten Unternehmen heterogen bleiben. So setzen viele Anbieter neben der gewählten SOA-Plattform weitere Plattformen ein. Übergreifende Lösungen im Bereich Management und Sicherheit sowie Interoperabilität zwischen Anbietern bleiben daher auch weiterhin wichtige Themen – sowohl für die Technologieanbieter als auch für die SOA-Kunden und deren IT-Dienstleister.
Ein weiteres Geschäftsfeld der IT-Dienstleister ist die Entwicklung der einzelnen SOA-Services. Nicht umsonst haben Akteure wie Accenture und IBM Millionen in den Aufbau von Offshore-Ressourcen investiert. Vor diesem Hintergrund ist interessant, dass die kostensenkende und zeitsparende Wiederverwendung von SOA-Diensten als Motiv für die Umsetzung von SOA-Projekten bei den meisten von Berlecon befragten Unternehmen bislang nur eine untergeordnete Rolle spielte.
Die Projektberichte zeigen zudem, dass dieser von vielen Anbietern propagierte Vorteil für die einzelnen Unternehmen (noch) nicht in allen Fällen relevant oder realisierbar ist. IT-Dienstleister, die SOA-Services für viele potenzielle Anwender von der Stange anbieten können, dürften ungleich mehr von den Vorteilen durch die Wiederverwendbarkeit der SOA-Dienste profitieren.
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