Dabei hätt’s doch bei Google und Doubleclick ausnahmsweise wirklich einmal gepasst: Ein wirklich schönes Paar ist das. Und beide so nett und so zurückhaltend.
Die anderen sind das nicht. Ansonsten ist die Welt ja voll von Marktschreiern. Wenn man heute einen Brief von seiner Bank bekommt, dann muss man sich erst durch blumig einleitende Sätze kämpfen, um herauszufinden, ob etwas zum eigenen Konto in dem Schreiben steht oder ob man doch nur wieder einen schlecht rentierenden Fond angedreht bekommen soll.
An Formulierungen wie “ein leichter und unkomplizierter Alltags- und Schoppenwein zu einem bezahlbaren Preis” hat man sich mittlerweile gewöhnt. Und weiß, dass Leute, die nicht daran verdienen, den so Charakterisierten zu vermarkten, eher von einer billigen und ungenießbaren Plörre sprechen würden.
In der meist einzigen sorgfältig formulierten Passage von Handbüchern wird man überschwänglich zu dem dann noch einmal mit allen Vorzügen geschilderten Produkt beglückwünscht, für das man sich entschieden hat. Dazu, warum’s nicht funktioniert, steht hingegen in den allerwenigsten Fällen etwas drin.
An den abseitigsten Orten im Web spricht einen ein Banner als “möglicher Gewinner eines Audi A3” an. Wäre man nur einen Bruchteil davon der tatsächliche, dann hätte man sicherlich schon einen Fuhrpark in der Größenordnung einer Ingolstädter Jahresproduktion beisammen.
Und die Werbepausen im Fernsehen sind inzwischen auch für Menschen mit Blasenschwäche viel zu lang und zu häufig, um sie sinnvoll nutzen zu können.
Wie sympathisch sind da doch die beiden, die sich jetzt entschieden haben, ihren weiteren Weg gemeinsam zu gehen. Nur ganz dezente Text-Links zu Werbekunden blendet Google in die Ergebnisanzeige ein.
Ja, wer klug ist, braucht nicht aufdringlich sein. Und Google ist klug und weiß genau, was die Surfer wollen. (Die tippen es schließlich selbst ins Suchfenster ein.)
Doubleclick weiß das ebenfalls. Die heftig Umworbene zeigt deshalb auch nur Werbebanner, die Besucher einer Site wirklich interessieren könnten. Dadurch ist sie so attraktiv worden.
Wie heißt’s bei solchen Anlässen immer so schön? – Wer Einwände hegt, möge jetzt sprechen oder für immer schweigen.
Letzteres haben die, die abgeblitzt sind, dann aber doch nicht über sich gebracht. Dazu gehören AOL, Teil von Time-Warner und damit des größten Eigentümers von Werbeträgern, der Yahoo-Konzern, dem mittlerweile nahezu alle Suchmaschinen gehören – außer eben Google – und Microsoft.
Microsoft hält Marktanteile, die grundsätzlich bei 90 Prozent liegen und befürchtet ein Monopol – durch Google und Doubleclick. AT&T sieht das ebenfalls so. Auch dieser Konzern kennt sich bei dem Thema ja aus.
Was bleibt einem auch, wenn man verschmäht wurde? – Statt Zweisamkeit, die Moral.
Die beiden aber, die sich gefunden haben, hegen ein süßes Geheimnis. Wenn man nicht genau hinschaut, dann sieht man es nicht. Man ahnt aber, dass das der Grund ist, weshalb sie diese Beziehung jetzt eingehen.
Das heißt, eigentlich sind es zwei. Das von Google heißt PREF. Und das von Doubleclick id. Ganz süß! “Süße Plätzchen” lautet die deutsche Übersetzung dafür. Englisch: cookies.
Google identifiziert mit dem seinen die Sucher und kann ihnen so jede Anfrage zuordnen, die sie jemals gestellt haben. Und Doubleclick weiß, wo die Surfer sonst noch waren, weil das Unternehmen sehr viele Sites mit Bannern beliefert und die Leute, die die besuchen, an seinen Cookies erkennt.
Zusammen könnten sie mit diesen Cookies eine ganz prächtige Sahnetorte backen, die nichts zu wünschen und keine Fragen übrig ließe. Wo der Surfer war, was er sucht, welche Banner er anklickt, das alles wäre dann bekannt.
Das ist es, worüber man sich als Beobachter dieser Verbindung so sorgt. Und nicht die doch sehr moralinsauren Bedenken der Wenn’s-grad-passt-Marktwirtschafter bei Time-Warner und Microsoft.
Und deshalb ist das Bild von der Eheschließung vielleicht doch nicht so passend. Schließlich sind es bei einer Vermählung ja auch nicht die Zaungäste, die sich an der Hochzeitstorte den Magen verderben.
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