IT-Unternehmen – stärker mit Venture Capital
Im Vergleich zum Ausland sind die Rahmenbedingungen für Investoren noch immer schlecht. Die Gefahr besteht, dass sich der Status quo mit dem Private Equity-Gesetz 2008 noch verschlechtert.
Während im Jahr 2000, also zu Zeiten des New Economy-Hypes, Deutschland noch europäischer Spitzenreiter in der VC-Finanzierung junger technologieorientierter Unternehmen war und ein Gesamtvolumen aller Venture-Capital-Investitionen in Höhe von 3,7 Milliarden Euro erreichte, bei denen 1,6 Milliarden Euro auf Frühphasen-Finanzierungen entfielen, waren es 2006 im Early-Stage-Bereich gerade einmal 264,3 Millionen Euro. Mit dem Crash des ehemaligen Börsensegmentes ‘Neuer Markt’ rutschte eine große Anzahl junger Technologieunternehmen in die Krise und die Beteiligungsgesellschaften investierten viel vorsichtiger.
Es bleibt aber dabei: Viele Unternehmen haben ihren Wachstumserfolg VC-Finanzierungen zu verdanken. So investierten die Gesellschaften Target Partners und Smart.IPO im Jahr 2001 rund 3 Millionen Euro in die Locanis AG, die heute Marktführer im Bereich der Prozessoptimierung und Warenverfolgung in der Lagerlogistik ist. Zu ihren Kunden zählt der Getränkekonzern Coca Cola.
Für ihre High-Tech-Strategie nennt die Bundesregierung die Informations- und Kommunikationstechnologie (ITK) eine wichtige Branche der Zukunft: “Der ITK-Sektor, also die Bereiche Elektronik inklusive Mikro- und Nanontechnologie, Kommunikationstechnik, Telekommunikation, IT-Dienstleistungen, IT-Handwerk und -Handel erwirtschaften im Schnitt aller OECD-Länder 10 Prozent des Bruttoinlandsproduktes mit einer stark steigenden Tendenz.” Die Informations- und Kommunikationstechnologie biete Schlüsseltechnologien in einer zunehmend wissensorientierten Gesellschaft und wirke als Wachstumsbeschleuniger für viele andere Branchen. Davon könnte auch die deutsche ITK-Branche profitieren.
Hilfe für Mittelständler
So ist laut Bundesregierung beispielsweise der Einsatz von Simulationstechniken eine wichtige Voraussetzung konkurrenzfähiger Forschung. Diese Verfahren führten häufig kostengünstiger und schneller zum Ziel als langwierige, teure Experimente. Die Wissenschaft und Technik profitiere davon etwa bei der Lösung komplexer Produkte in den Materialwissenschaften, der Quanten-, Plasma- und Astrophysik, aber auch bei der Entwicklung und dem Bau von Fahrzeugen.
Nicht nur etablierte Unternehmen, sondern auch junge, mittelständische Firmen können hier innovative Produkte auf den Markt bringen. Unverständlich ist deshalb, dass für ihre Finanzierung die Venture-Capital-Branche noch nicht genügend Anerkennung und Unterstützung erfährt. In Ländern wie Großbritannien oder USA ist dies seit langem der Fall.
Dass die VC-Gesellschaften die Chancen von zukunftsweisenden Technologien wie die Simulationstechnik auch für praktische Anwendungen erkennen, zeigt das Beispiel der Dacos Software GmbH. Target Partners beteiligte sich an dem Unternehmen im Jahr 2006. Es hat eine Software entwickelt, mit der Firmen Verhaltensmuster ihrer Kunden durchspielen und die Reaktion auf Veränderungen ihre eigenen Marketing- und Verkaufsaktivitäten testen können. Danach sind Handelsunternehmen in der Lage, ihre Preise und Sortimente optimal festzusetzen. Der Drogeriemarktfilialist dm-drogerie beispielsweise arbeitet mit dieser Software. Die Dacos Software GmbH wurde 2001 als Spin-off des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz in Saarbrücken gegründet.
Der hohe Nutzen von Venture-Capital-Finanzierungen steht also außer Frage, da VC-Gesellschaften innovativen Unternehmen nicht nur frisches Wachstumskapital zur Verfügung stellen, sondern ihnen zudem wichtige Kontaktnetze bieten und sie beim Aufbau beraten.