Die Kehrseite dieser positiven Entwicklung ist nach den Entlassungswellen der letzten Jahre ein spürbares Defizit an gut ausgebildeten Ingenieuren, die hochwertige Technologien oder Produkte entwickeln und konzipieren, womit sie den technologischen Anbieter- und Standortvorteil sichern.
Eine weitere Herausforderung für den Industriestandort sind die globalen Märkte selbst. Globale Marktpräsenz bedeutet beispielsweise auch, sich schon im frühen Entwicklungsprozess an den jeweiligen Bedürfnissen, Gesetzen und Kulturen des Zielmarktes zu orientieren und von führenden Testmärkten in Bezug auf Design, Technologien und Dienstleistungsmodelle zu lernen. Dies erfordert sehr viel interkulturelles Know-how und einen Blick für Innovationen. Diese werden, beispielsweise im Bereich der Consumer-Elektronik, oft in Asien auf ihre Marktchancen getestet.
Immer kürzere Produktlebenszyklen erhöhen zudem den Druck auf die Unternehmen, in immer kürzeren Zeitfenstern neue und bessere Produkte auf den Markt zu bringen. Die Geschwindigkeit, mit der neue Produkte angeboten werden können (time to market), entscheidet insbesondere in schnelllebigen Märkten wie dem der Mobiltelefone massiv über Marktanteile einer Produktlinie. Diese Marktrisiken können durch Partnerschaften mit hoch spezialisierten externen Dienstleistern wie Bertrand, ESG oder TietoEnator im Bereich der Forschung und Entwicklung abgefedert werden.
Gleichzeitig verändert sich beispielsweise in der Automobilindustrie die Verteilung der Wertschöpfung stark zugunsten der Elektronik und Telematik, was neue branchenübergreifende Anforderungen an das Know-how der klassischerweise stark spezialisierten Ingenieure und IT-Spezialisten stellt. Für technologisch geprägte Industrieunternehmen ist die Zusammenarbeit mit externen Partnern im Bereich der Technologie und -Innovationsberatung sowie in der Entwicklung von komplexen Produkten mit hohem Softwareanteil daher schon sehr lange fester Teil der Unternehmensstrategie.
Etabliertes Marktsegment mit geringer Transparenz
Das relevante Marktvolumen dieses Marktsegmentes der Technologie-Beratung und der Engineering Services in Deutschland wird von dem Marktforschungs- und Beratungsunternehmen Lünendonk auf etwa 6 Milliarden Euro Umsatz geschätzt. Um mehr Transparenz in den Anbietermarkt zu bringen, hat die Lünendonk GmbH daher die führenden Anbieter in Deutschland ermittelt und ein Top-25-Ranking aus diesem Marktsegment veröffentlicht.
Die Inlandsumsätze der von der Lünendonk GmbH in die Studie einbezogenen Unternehmen stiegen im Zeitraum von 2005 auf 2006 um 11 Prozent auf insgesamt 2,9 Milliarden Euro. Für den Zeitraum von 2007 bis 2011 rechnen die befragten Unternehmen mit einem durchschnittlichen jährlichen Umsatzwachstum von fast 14 Prozent. Dies unterstreicht die positive Entwicklung dieses Marktsegmentes in den letzen Jahren sowie den Optimismus für seine zukünftige Bedeutung für die gesamte Wertschöpfung der Haupt-Kundenbranchen Automotive, Luft- und Raumfahrt sowie Telekommunikation, Maschinenbau und Elektronik.
Die Umsatzspanne der von Lünendonk ermittelten führenden Top-25-Anbieter von Technologie-Beratung und Engineering-Services in Deutschland reicht von 313,5 Millionen Euro bis 25 Millionen Euro. Dementsprechend ist der Anbietermarkt stark heterogen strukturiert und geprägt durch eine große Zahl von kleinen bis mittelgroßen Unternehmen. Dies sind meist sehr spezialisierte kleine inhabergeführte Unternehmen.
Test-Engineering wichtigste Säule im Leistungsspektrum
Aufgrund der komplexen Entwicklungsprozesse und der breiten Skala von unterschiedlichen Funktionen muss in den frühen Entwicklungsphasen und über den gesamten Entwicklungs- und Integrationsprozess hinweg regelmäßig und sorgfältig getestet werden. Hier können die spezialisierten Dienstleistungsunternehmen durch Skaleneffekte einerseits und technologische Kompetenzen andererseits ihre Vorteile ausspielen und sich als Partner der Industrie positionieren.
Dementsprechend ist auch der Leistungsbereich Test-Engineering/Validierung mit 15 Prozent Umsatzanteil die wichtigste Säule im Leistungsspektrum der befragten Anbieter. Die IT-Beratung nimmt mit 13 Prozent Umsatzanteil eine ebenfalls sehr wichtige Rolle ein und unterstreicht die Bedeutung der Informationstechnologie in den heutigen Produkten. Die dritte wichtige Säule im Leistungsspektrum ist die Entwicklung von Embedded Systems und Embedded Software, insbesondere in den technologieorientierten Branchen Automotive sowie und Luft- und Raumfahrt.
Zukünftige Herausforderungen
Während die Anbieter von Technologie-Beratung und Engineering Services den Schwerpunkt ihrer Dienstleistungen im Zusammenhang mit den Produkten ihrer Auftraggeber haben, zielen die IT-Beratungs- und Systemintegrations-Unternehmen auf die Verbesserung der Geschäftsprozesse ihrer Auftraggeber. Trotz dieser inhaltlichen Unterschiede zeigen sich auch Überlappungen zwischen diesen Märkten. Manche Anbieter sind denn auch mit verschiedenen Geschäftsbereichen oder Tochterunternehmen in beiden Märkten aktiv. Interessant ist auch die gemeinsame Herausforderung, Near- und Offshore-Kapazitäten auf- und auszubauen. Dieses Thema bewerten diese Anbieter ähnlich wie die IT-Dienstleister.
Trotz der fortschreitenden internationalen Arbeitsteilung auch in diesem Bereich ist der Bedarf an gut ausgebildeten Ingenieuren in Deutschland groß. Der heute schon verspürte Ingenieur- und Fachkräftemangel wird von den Anbieter-Unternehmen denn auch als echte Wachstumsbremse gesehen. Wer sich heute für einen technologisch orientierten Studiengang entscheidet, braucht sich demnach um seine Karrierechancen nicht zu sorgen.
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