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Sims, Ninjas und Adabeis

Was es da nicht alles zu sehen gibt! Strotzende Helden, prächtige 3D-Weibsbilder, wie sie selbst von Angelina Jolie nur unzulänglich dargestellt werden können, und Monster, für deren Entstehen sich die Scheußlichkeit mit dem Horror gepaart haben muss.

Es ist schon phantastisch, was man aus Pixeln alles machen kann. Und vielleicht wuselt gerade jetzt die im Vergleich dazu eher farblose Gestalt des Christoph Waitz durch die Hallen des Leipziger Messegeländes.

Christoph Waitz ist ein Adabei. Diese Figuren heißen so, weil sie halt immer auch (bayerisch: a) dabei sind. Wenn er sich nicht gerade bei Events zeigt, sitzt Christoph Waitz manchmal im Bundestag. Dort hat er die Funktion des kultur- und medienpolitischen Sprechers der FDP-Fraktion inne.

Es ist ein Volksvertreter der Kategorie AeP, ein Anlässlich-erklärt-Politiker. Jene schreiben ständig irgendwelche banalen Sätze auf, versehen sie mit einem Aktualitäts-erheischenden “anlässlich” und einem staatsmännischen “erklärt” und verschicken das ganze dann an einen möglichst großen Presseverteiler.

“Anlässlich der… Computerspielemesse Games Convention” nun “erklärt der kultur- und medienpolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion Christoph WAITZ: Spielt mit Euren Kindern. Eltern sollten wissen, was ihre Kinder mit dem Computer veranstalten.”

Ein wirklich äußerst funktionaler Satz: klingt gut, kostet nichts und stimmt sogar, wobei letzteres nicht gar so wichtig ist. Vor allem aber: Wenn ein Zeitungsschreiber, noch ein paar Zeilen zu füllen, hat, dann wird der Name des Hinterbänklers Waitz wieder einmal abgedruckt. Das brauchen Adabeis zum Überleben. Wie die Völker in Populous von Electronic Arts das Mana.

Nun sollte man sich über den Inhalt anlässlicher Erklärungen zwar nicht allzu sehr den Kopf zerbrechen. Aber trotzdem: Was der MdB und AeP Waitz so sagt, gibt einem schon zu denken. Vor allem fragt man sich: Was wohl Politiker so mit dem Computer veranstalten?

Beim Adabei Waitz ist das noch leicht zu beantworten. Der nimmt mit, was er kriegen kann, und übt neben seinem Bundestagsmandat vier anzeigepflichtige Tätigkeiten bei drei Arbeitgebern aus. So jemand ist immer auf dem Sprung. Ganz klar: Der Mann spielt Jump-and-Run-Games: Springen, rennen, dazwischen eben mal etwas anlässlich erklären und kassieren.

Einfach ist auch, was man in der CSU so spielt, wenn man die Lederhose anhat und am Laptop sitzt: Games des Generes Martial Arts. In Wikipedia heißt es dazu: “Im Wesentlichen bestehen die Spiele aus Kampfszenen.” In der CSU nennt man das “innerparteiliche Willensbildung”.

Derzeit läuft wohl auf sämtlichen Laptops The last Ninja. Dabei geht es um einen mächtigen Schwarzen, den alle weghaben wollen.

Schon die Beschreibung liest sich wie die Parteitagsregie für den September: “Das Haupttor ist verschlossen, es existiert jedoch ein weiterer Zugang, der von zwei steinernen Drachen bewacht wird. Einer von beiden speit Feuer, wenn sich der Spieler dem Zugang nähert.” – Ja, das haben Gabriele Pauli und Horst Seehofer, zwei eher randständige Figuren, auch schon zu spüren bekommen.

Wikipedia schreibt: “Kritiker bescheinigten den Spielen eine hervorragende Grafik und einen gelungenen Soundtrack (Der nennt sich “Defiliermarsch”, Anmerkung vom Schreiber), bemängelten jedoch… das simple Spielprinzip.”

Und weiter: “Das britische Magazin ZZAP! 64 vergab 94 Prozent.” Der bayerische Wähler vergibt zwar etwas weniger, aber doch soviel, dass man sich als jemand, der’s nicht so mit der Martial Art hat, jedes Mal wieder wundert.

Und darüber, was in der Linkspartei gespielt wird, wundert man sich auch. Es wird wohl Silent Hill von der japanischen Konami Corporation sein. Denn darin kommt “eine seltsam wirkende Antiquitätenhändlerin” vor. In Silent Hill heißt die Dahlia Gillespie, bei den Linken Christa Müller.

Die ist eine Art linksgewendete Eva Herman und ansonsten die Gattin von Oskar Lafontaine. Wegen diesem spielt man in dessen ehemaliger Partei, der SPD, seit einiger Zeit mit Vorliebe Trauma Center.

Trauma Center “lets you play doctor like never before”, wirbt der Hersteller Atlus. Und den absoluten High-Score in dieser Disziplin hält der stellvertretende SPD-Vorsitzende und Bundesfinanzminister Peer Steinbrück.

Wie Dr. Hoffman in Trauma Center zitiert er regelmäßig seine Genossen her: “I called you here today to warn you about something.” Und dann stellt er seltsame Diagnosen. Der SPD gehe es schlecht “weil ihre politische Körpersprache nicht intakt ist” (Süddeutsche Zeitung vom 13.7), sagte er vergangenen Monat. Ein Heulsusen-Syndrom diagnostizierte er letzte Woche.

Seine Therapien allerdings sind fachlich doch sehr umstritten. Die Senkung der Körperschaftssteuer nennt er eine “Investition in den Steuerstandort Deutschland”. Dafür kommt natürlich keine Kasse auf. Da heißt es zuzahlen – bei einem derart schweren Fall: 3 Prozent bei der Mehrwertsteuer.

Die Grünen spielen derweil wohl Sims 2 von EA Games. Dafür gibt es hübsche Module, beispielsweise Wilde Campus Jahre. Die haben die Grünen aber inzwischen längst hinter sich. Aktuell ist eher das Modul Open for Business.

Interessante Karrieren kann man bei den Sims wählen, etwa als Paranormaler. Dafür haben sich die meisten entschieden. Nur Claudia Roth hat sich das Showbusiness ausgesucht.

Schwierig wird’s bei der CDU. Aber eigentlich kann es nur Jennifer Government, entwickelt von dem Australier Max Barry sein, was dort gespielt wird, wobei die christdemokratische Jennifer Angela heißt.

In Jennifer Government wird der Staat simuliert. Das kann ein Scandinavian Liberal Paradise sein. Das will aber niemand in der CDU. Ein Capitalist Paradise. Das wollen im Prinzip alle – bis auf die Alt-Daddler Blüm und Geißler halt. Oder ein Corporate Police State. Ob’s so ausgeht, hängt davon ab, welchen Score ein Mitspieler Namens Wolfgang erzielt.

Ach ja, nirgendwo sonst ist IT halt so schön wie auf der Games Convention. Und das Beste: Die meisten Spiele die da gezeigt werden, kann man beenden, wenn sie anfangen zu nerven. Einfach mit Alt+Ctrl+Del.

Silicon-Redaktion

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