Zu erkennen, wohin sich der Strom bewegt, ist schwierig. Doch von Zeit zu Zeit tut sich eine Lücke auf, die Einsichten zulässt. Eine vor Kurzem erschienene Forrester-Studie wertete die Umfragedaten aus drei Jahren zu großen IT-Outsourcing-Verträge in Europa aus.
Die Studie verglich unter anderem Selective Sourcing – den Einsatz verschiedener spezialisierter Service-Provider, die unabhängig voneinander einzelne Teile der IT eines Kunden betreuen, mit Multisourcing, einem ähnlichen Ansatz, bei dem beispielsweise das komplette Outsourcing einer IT-Landschaft nicht an einen Dienstleistungspartner vergeben wird, sondern zeitgleich auf verschiedene Anbieter verteilt wird.
Europäische Unternehmen greifen vor allem auf Selective Sourcing zurück: Forrester konnte rund 900 große Outsourcing-Verträge für die Jahre 2004 bis 2006 auswerten. Über 50 Unternehmen verfolgten dabei eindeutig einen Selective-Sourcing-Ansatz und unterhielten Verträge mit zwei oder mehr Providern. Eine weitere Forrester-Studie hierzu zeigte, dass 84 % der großen Firmen beim IT-Outsourcing auf Selective Sourcing setzen.
Im Gegensatz dazu wird Multisourcing, wie oben definiert, kaum genutzt. Nur neun eindeutige Beispiele lassen sich in der Forrester-Umfrage dazu finden, darunter Unternehmen wie die niederländische Bank ABN AMRO oder der französische Automobilbauer Renault. Die Gründe hierfür scheinen ziemlich klar zu sein: Es ist aufwendiger und es müssen mehr Ressourcen eingesetzt werden als bei der Unterzeichnung eines umfassenden Vertrages mit nur einem Provider.
Darüber hinaus empfehlen Service-Provider selbst diese Form des Outsourcing eher selten. Dennoch hat sie ihre guten Seiten. Für eine Organisation, die ihre IT umfassend erneuern muss, bietet Multisourcing die Möglichkeit, einen End-to-end-Service mit einer in sich stimmigen Strategie für die IT-Infrastruktur zu verknüpfen, ohne mit nur einem einzigen Provider einen umfassenden Outsourcing-Vertrag schließen zu müssen. Multisourcing ermöglicht konsistent definierte SLAs (Service Level Agreement) und die systematische und effektive Steuerung der Dienstleister.
Sollten Sie für Ihr Unternehmen potenzielle Vorteile durch Multisourcing erkennen, können diese drei Ratschläge für Sie von Wert sein:
Erstens, beziehen Sie die richtigen internen Stakeholder über die gesamte Unternehmensstruktur in den Planungsprozess Ihres Projektes mit ein. Gewinnen Sie jeden einzelnen für den Ansatz des Multisourcing. Steht eine Schlüsselfigur wie Ihr CIO oder CFO nicht voll hinter Ihrem Projekt, haben Sie schon verloren.
Zweitens, erwägen Sie, einen externen Outsourcing-Berater für Planung und Umsetzung hinzuzuziehen. Unternehmen wie TPI oder Deloitte waren an einigen der erwähnten Multisourcing-Verträge wesentlich beteiligt. Vor allem wenn Ihr Unternehmen in der Vergangenheit wenig Outsourcing-Erfahrungen gesammelt hat, können Ihnen diese Experten helfen, potenzielle Fallstricke zu erkennen und Marketingversprechen von der tatsächlichen Performance der jeweiligen Dienstleister zu unterscheiden. Ferner können sie Sie durch die komplizierten Schritte der Dienstleisterauswahl und Vertragsverhandlungen begleiten.
Drittens, nehmen Sie die Multisourcing-Referenzen der Service-Provider genau unter die Lupe. Themen wie das gemeinsame Verwalten von SLAs mit anderen Service-Providern sollten diskutiert werden – ebenso wie das Betreiben einer gemeinsamen Configuration Management Database und das Betreiben eines integrierten Trouble-Ticketing bei auftretenden Problemen. Einige Unternehmen wie EDS oder Capgemini arbeiten intern bereits an Modellen, um mit Kollegen in dieser Hinsicht besser zu kooperieren. Es zahlt sich aus, mit jenen zu arbeiten, die ihr Können bereits unter Beweis gestellt haben.
Weitere Informationen zu Forrester’s Sourcing and Services Forum, das im November in Nizza stattfindet, finden Sie hier.
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