AMDs Barcelona-Chip: “Markteinführung gescheitert”
2007 war für AMD wahrlich kein Zuckerschlecken: Während eines Treffens mit Finanzexperten an der Wall Street hat der Chiphersteller AMD die gescheiterte Markteinführung seiner Quad-Core-Prozessoren eingestanden und ein Redesign angekündigt.
Damit hat AMD auch bestätigt, dass die bisherige Barcelona-Chipproduktion für eine generelle Verwendung nicht geeignet ist. “Die breite Serienproduktion kann erst nach dem Redesign anlaufen, was Ende des ersten Quartals 2008 der Fall sein wird”, sagte AMDs Vicepresident Mario Rivas.
In ihrem Rückblick auf das abgelaufene Jahr meinte das AMD-Topmanagement, dass man nur “weniges falsch, dagegen vieles richtig gemacht habe”. Hierzu verweist das Unternehmen unter anderem auf einen Gewinn an Marktanteilen.
In 2008 will der Chip-Hersteller alles richtig machen. Dazu gehört die Einführung der 45-Nanometer-Technologie, die voll im Zeitplan liege und für die Jahresmitte angepeilt ist. Für 2009 ist dann ein Acht-Core-Chip mit dem Namen ‘Montreal’ sowie ein neuer Notebook-Chip mit dem Namen ‘Swift’ geplant. Hierbei soll es sich um den ersten Prozessor mit einem On-Chip-Grafikprozessor handeln.
Der Chiphersteller rechnet damit, in der zweiten Jahreshälfte 2008 wieder profitabel zu arbeiten. Auf operativer Basis werde AMD demnach im dritten Quartal 2008 wieder schwarze Zahlen schreiben, berichtet das Wall Street Journal. Ein Nettogewinn werde noch länger auf sich warten lassen, da sich unter anderem Abschreibungen im Zusammenhang mit der 2006 abgeschlossenen ATI-Übernahme belastend auf das Ergebnis auswirken. Die Aktie des Unternehmens fiel aufgrund der Prognosen auf ihren tiefsten Wert seit 2003.
Die Aktie schloss mit einem Minus von 1,45 Prozent bei 8,84 Dollar. Erst Anfang 2006 hatte die Aktie ihren höchsten Wert mit 42 Dollar erreicht, seitdem gab der Kurs stetig nach. JoAnne Feeney, Analystin bei FTN Midwest Securities, führt den jüngsten Kursrückgang auf die mögliche Enttäuschung der Aktionäre über fehlende Details zu Auslagerungsplänen zurück.
Über seine Outsourcing-Pläne schwieg sich AMD nämlich komplett aus. Anfang des Jahres machte das Unternehmen Andeutungen, die momentane Chip-Produktion an Third-Party-Hersteller wie den Halbleiter-Hersteller TSMC oder seinen momentanen Partner Chartered abzugeben. Laut Angaben von Doug Grose, Manager des Bereiches Fertigung und Vertrieb, ist das Unternehmen allerdings noch nicht so weit, um nähere Angaben darüber zu machen.
Zeitgleich wurde bekannt, dass der AMD-CEO Hector Ruiz, trotz der Probleme seines Unternehmens und einem um 60 Prozent gesunkenen Aktienkurs in 2007, eine Gehaltserhöhung für das abgelaufene Jahr erhalten hat. Aus einer Meldung an die US-Börsenaufsicht geht hervor, dass sein Basisgehalt von 1,046 Millionen Dollar auf 1,124 Millionen Dollar gestiegen ist.
Wenn Ruiz Gesamtbezüge, die 2006 bei fast 13 Millionen Dollar lagen, im gleichen Maße steigen, dann sollte AMD zumindest in einem Punkt das führende Halbleiterunternehmen bleiben, nämlich das Unternehmen mit dem bestbezahlten CEO.