EU erkennt Computerspiele als Kulturgut an

Bisher wurden Computerspiele lediglich als Konsumgut betrachtet. Verschiedene Bemühungen internationaler Verbände und Initiativen hatten in den vergangenen Jahren immer wieder versucht, ein Umdenken in den Köpfen der Menschen in Gang zu setzen. Nun ist dies offensichtlich gelungen. Vertreter der Branche sprechen von einem Meilenstein für die Computerspieleindustrie und einem wichtigen Signal für die Öffentlichkeit. “Games sind ab sofort Kultur”, verkündet etwa Stephan Reichart, Initiator des Entwicklerpreises für Computerspiele. Eine offizielle Stellungnahme aus Brüssel liegt bislang zwar noch nicht vor, soll aber in den nächsten Tagen folgen.

“Computerspiele vereinen alles, was wir seit Jahrzehnten als Kultur bezeichnen”, erklärt Stephan Reichart, Hauptgeschäftsführer des G.A.M.E. Bundesverbandes der Entwickler von Computerspielen. Storytelling, Kinoeffekte, Emotionen, Erzählaspekte, orchestrale Musik – all diese Kunstelemente finde man heute auch in virtuellen Spielewelten wieder. Durch das Voranschreiten der technologischen Entwicklung könne man alle Elemente, die Kultur ausmachen, heute problemlos in Computerspiele integrieren. Insofern bestehe also kein wesentlicher Unterschied mehr zu anderen Bereichen wie dem Film, der eindeutig als Kulturgut anerkannt wird. “Der europäische Entwicklerverband hat am Mittwoch direkt von der EU-Kommission Informationen erhalten, denen zufolge Computerspiele als Teil der Kultur bestätigt werden sollen”, schildert Reichart.

“Eine offizielle Bestätigung wäre vor allem ein wichtiges soziales Signal”, meint der Branchenvertreter. Mit ihr würde letztendlich auch zum Ausdruck gebracht werden, dass die wirtschaftliche Bedeutung von Computerspielen von der Politik anerkannt werde. “Ich sehe diese Bestätigung als tollen ersten Schritt in die richtige Richtung an”, so Reichart. Wichtig sei dieser Schritt vor allem auch deshalb, weil so die Gefahr reduziert werden könne, dass man in Deutschland den Anschluss an den Weltmarkt verliere. “Im Gegensatz zum US-Computerspielemarkt, der dem deutschen in vielen Bereichen weit voraus ist, hat man es hierzulande noch nicht geschafft, eine eigene Kulturszene im Bereich der Computerspiele zu etablieren”, analysiert Reichart die Problematik. Gerade dieses Herausbilden einer eigenen Szene sei aber von entscheidender Bedeutung.

Eine willkommene Nachricht für die deutsche Computerspielebranche hatte bei der Preisverleihung auch Thomas Jarzombek, Landtagsabgeordneter und medienpolitischer Sprecher der CDU, im Gepäck. Er kündigte an , dass vom Bund erstmalig ein Innovationspreis für deutsche Computerspiele initiiert werde. Durch Fördergelder in der Höhe von 600.000 Euro wolle man das Zukunftspotenzial von Computerspielen unterstützen, so der CDU-Politiker.

Silicon-Redaktion

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