Microsoft: “Robotics wird zum Milliarden-Geschäft”
Tandy Trower, General Manager der neu gegründeten Microsoft Robotics Group, zählt zu den am längsten dienenden Veteranen des Software-Konzerns.
Stepanek: Für Sie persönlich mag dieser Umstand vielleicht zutreffen. Was allerdings den Konzern betrifft – entwickelt sich die beschriebene Verantwortung gegenüber Millionen von Nutzern nicht zunehemend zu einem Problemfaktor, der innovative Entwicklungen zum Erliegen bringt?
Trower: Das ist natürlich eine große Herausforderung, wie man innovativ weiterrudert und gleichzeitig die bestehende Kundschaft und existierende Systeme weiter betreut. Auch ist es kein Geheimnis, dass es wesentlich schwieriger ist, innovativ zu sein, wenn man erfolgreich ist. Denn wenn man sich zu sehr auf den Erfolg verlässt und zu stark auf existierende Kunden fokussiert, kann es leicht passieren, dass man nicht realisiert, wenn sich Dinge fundamental ändern.
Stepanek: So wie es Microsoft beim Internet Explorer passiert ist?
Trower: Was das Internet betrifft, haben Sie Recht. Microsoft hat hier beinahe den Zeitpunkt der Innovation verpasst. Ich glaube zwar nicht, dass wir ihn verpasst haben. Immerhin haben wir den populärsten Webbrowser der Welt. Was die Wichtigkeit der Websuche betrifft, haben wir diese jedoch definitiv falsch eingeschätzt. Wir sehen das jetzt natürlich anders und investieren stark in diesen Bereich. Denn bei allem Respekt für Google muss man auch sehen, dass die vorherrschenden Suchtechnologien noch lange nicht der Weisheit letzter Schluss sein können. Denn wenn das schon alles wäre, was in diesem Bereich möglich ist, wäre ich persönlich enttäuscht.
Stepanek: In ihren Bestrebungen, Suchtechnologien zur Verfügung zu stellen, unterscheiden Sie sich derzeit aber auch nicht wesentlich vom Mitbewerber.
Trower: Weder Microsoft, Google oder Yahoo haben den nächsten wahren Schritt der Innovation in diesem Bereich bisher geschafft. In Zukunft wird es nicht darum gehen, Tausende verschiedene Suchresultate zu erhalten. Vielmehr sollten die gewünschten Informationen so schnell wie möglich tatsächlich gefunden werden. Dass in dieser Hinsicht viel in Bewegung ist, zeigen die Weiterentwicklungen von Suchfunktionalitäten, die über die Textebene hinausgehen, wie auf Plattformen wie Virtual Earth. Das Gute an der Marktsituation ist, dass großer Wettbewerb herrscht. Davon werden alle Kunden profitieren.
Stepanek: Diese Feststellung ausgerechnet von Microsoft zu hören, entbehrt angesichts der eigenen Marktdominanz nicht einer gewissen Ironie.
Trower: Wettbewerb ist enorm wichtig und zwingt Unternehmen zu Höchstleistungen. Die Kunst Microsofts war es immer, den Mitbewerber und den Erfolg seiner Produkte zu verstehen, um dann auszutüfteln, wie man es noch besser machen kann. Microsoft war nicht das erste Unternehmen mit einem Textverarbeitungs- oder Tabellenkalkulationsprogramm.
Und auch Windows wurde nicht deshalb erfolgreich, weil angeblich geheime Technologien der Macintosh-Plattform verwendet wurden. Vielmehr hat Steve Ballmer sowohl bei Windows als auch bei Word und Excel mehr Zeit in Gespräche mit Entwicklern der damaligen Marktführer Lotus und Word Perfect investiert als mit den eigenen Leuten intern. Dazu kam die Zusammenarbeit mit Drittentwicklern sowie ein Haufen Überzeugungsarbeit bei den Industrieführern.
Stepanek: Welche Rolle kam der Macintosh-Plattform in dieser Hinsicht mit ihrem revolutionären grafischen Interface zu?
Trower: Im Gegensatz zu vielen anderen in der Industrie war Bill Gates damals überzeugt davon, dass Steve Jobs auf dem richtigen Weg war und die Übertragung von Applikationen in eine grafisch ansprechende Umgebung enorme Vorteile bot. In Wahrheit hat allerdings auch nicht der Macintosh alles in Gang gebracht. Schon davor hat Bill Gates einen Xerox Star erworben, um seinen Entwicklern demonstrieren zu können, wie Applikationen in einem grafischen Interface auszusehen haben. Die Entwickler hinter Lotus oder WordStar haben diese Vorteile nicht oder erst zu spät erkannt.