Die Strafzahlung für den TK-Konzern Worldcom, jetzt MCI Worldcom, ist ausgehandelt: 750 Millionen Dollar muss das Unternehmen zahlen. Die Strafe geht als Entschädigung an die Aktionäre, die durch den größten Bilanzbetrugsskandal in der TK-Industrie geschädigt worden waren. Worldcom drohen aber trotz der Einigung weitere Schadenersatzklagen einzelner Aktionärsgruppen und Aktionäre.
Worldcom Deutschland-Unternehmenssprecherin Gabriele Schultz sagt dazu: “Die Vereinbarung mit der SEC betrifft ausschließlich das Gerichtsverfahren mit der SEC, alle anderen Verfahren bleiben davon im Prinzip unberührt. Darüber hinaus gibt es Bemühungen zur Einigung in einigen Verfahren. Diesbezüglich wurden dem Gläubigerschutzgericht neue Dokumente vorgelegt.”
Ärger kündigt sich tatsächlich bereits an. So hat Neal Nelson, Sprecher der Kleinaktionärsvereinigung “Worldcom/MCI Stockholders” nur wenig Begeisterung gezeigt: “Wir sind natürlich froh, überhaupt irgendwas zu haben, aber diese Lösung ist nur großartig für die Anleihenbesitzer und das Management. Für den Rest der Welt ist es eine Katastrophe.” Ihn und andere Gegner der Einigung ärgert vor allem, dass Worldcom-MCI nur 3 Milliarden Dollar Schulden hat, während Rivalen wie AT&T sich mit zweistelligen Milliardenbeträgen in Rot abplagen.
Die Pläne des Unternehmens selbst sehen, auch bestätigt durch Sprecherin Gabriele Schultz, so aus: Wenn, wie geplant, im Herbst dieses Jahres eine Nachfolgegesellschaft das insolvente Unternehmen weiterbetreibt, sollen die Gelder zunächst an die SEC fließen. Worldcom befindet sich nach Bilanzbetrügereien von bis zu 11 Milliarden Dollar in Insolvenz.
Der seit einigen Monaten aktive CEO Michael Capellas hat bei Antritt erklärt, das Unternehmen wieder in ruhigeres und profitableres Wasser steuern zu wollen. Dem ehemaligen CEO Bernard Ebbers wird in den USA immer noch ein Teil der Schuld an dem Debakel in die Schuhe geschoben. Ein Verschulden konnte bisher aber nur anderen Managern des Unternehmens nachgewiesen werden.
Der ehemalige Compaq-Chef Capellas sagt: “Wir haben beachtliche Schritte beim Wiederaufbau unserer Firma gemacht und glauben, dass die heutige Entscheidung eine positive Reaktion auf die harte Arbeit und Hingabe der 55.000 Angestellten ist, für die Treue unserer Kunden und für die Unterstützung unserer Gläubiger.”
Eine höhere Strafe könne das Aus für das Unternehmen bedeuten, erklärte vorsichtig der zuständige Bezirksrichter Jed Rakoff anlässlich der Bewilligung der Strafe. “Dies würde die 50.000 Beschäftigten ungerecht bestrafen und einen wichtigen Wettbewerber aus dem Markt drängen”, hieß es in der 14-seitigen Begründung. Deren Zukunft ist noch ungewiss.
In der deutschen Zentrale heißt es: “Es existieren der Geschäftsplan für die nächsten drei Jahre sowie der Restrukturierungsplan. Diese liegen bereits seit Mitte April vor. Heute hat das Unternehmen eine korrigierte finanzielle Voraussage publiziert, die jedoch keine Änderungen in den Planungen beinhaltet. MCI plant, das Gläubigerschutzverfahren im Herbst dieses Jahres zu beenden.” Und weiter: “Strukturierungsmaßnahmen im eigentlichen Geschäftsbetrieb sind jedoch unabhängig vom Gläubigerschutzverfahren möglich und orientieren sich dann an der generellen Geschäftsentwicklung.”
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