Sales gegen IT? Cisco-Verfolger braucht neuen CEO
Kein Händchen für Techniker
Ein Zerwürfnis zwischen Technik und Vertrieb ist keine Seltenheit. Bei dem Cisco-Verfolger Procket Networks, einem Start-up aus Kalifornien, soll das aber nun sogar zum Weggang des CEO geführt haben. Zumindest berichtet dies das US-Fachmedium Lightreading unter Berufung auf gut informierte Kreise. Paul Matteucci, einer der Investoren, hat den Posten kommissarisch übernommen, der nun schwer wieder zu besetzen ist.
Mitgründer und Chefstratege Tony Li hatte die eigene Technik –Chips im Very Large Scale Integration-Verfahren (VLSI), eine modular aufgebaute Service-Umgebung, Nutzung intelligenter Serviceagenten zur Kundenbetreuung und Mehrzweck-Router mit höchstmöglicher Portdichte bei geringem Verbrauch und niedrigen Kosten – entwickelt und das Geschäftsmodell vorangetrieben. Er gilt als IP-Routing-Guru, soll aber auch bei seinen vorherigen Arbeitgebern Juniper und Cisco als brillant, aber “schwierig” gegolten haben.
Randall Kruepp, junger CEO des Unternehmens, war zuhause in der Produktlandschaft, sieht allerdings mehr von der Sales-Perspektive aus. Er hatte im Gespräch mit silicon.de vor kurzem angekündigt, die Ciscos und Junipers dieser Welt das Fürchten zu lehren.
Sein Credo gegen diese ASIC-basierten (Application Specific Integrated Circuit) Netzwerker: “ASIC ist viel zu statisch und wird daher über kurz oder lang vom Markt verschwinden. Seit wir unsere Router im vergangenen November ausgeliefert haben, sind überhaupt erstmals programmierbare Prozessoren in Routern auf dem Markt. So können Unternehmen selber ihre Skalierungen vornehmen – und das bei einer Kostenersparnis von 40 bis 65 Prozent gegenüber gleichwertigen Cisco-Produkten.” Soweit Kruepp, aber sein Führungsstil und seine Pläne für das Unternehmen sollen bei Li nicht auf Zustimmung gestoßen sein.
In dieser Situation, so sorgt sich Frank Dzubek von der Beratungsfirma Communications Network Architects, sei es schwer, Ersatz zu finden: “Es ist zunächst einmal für jedes Start-up schwierig, in der gegenwärtigen Wirtschaftslage klarzukommen.” Er kann sich aber den ehemaligen Nortel-Mann David House gut vorstellen: “Dave hat schon vorher bei dem Start-up Allegro etwas geleistet; er weiß, wie man mit Technikern umgehen muss.” Er kann sich aber auch vorstellen, dass das 255-Mann-Unternehmen nach Größen wie Mike Quigley oder Larry Lang greifen könnte. Der Alcatel-President und der Cisco-Manager seien allerdings nicht so geeignet für den Posten, wie “jemand, der schon einmal eine Firma an die Börse geführt hat”.