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St. Giovanni hilf!

Unsere Leistungsträger von der Chefetage! Die ehemaligen Künder von neuem Unternehmertum und Aktienkultur. Die haben sich vielleicht wieder was geleistet in jüngster Zeit.

“Im Jahr 2003 werden wir das profitable Wachstum vorantreiben”, hat der Telekom-Chef Ricke gleich zu Wochenbeginn getönt. Wo gibt es bei der Telekom etwas Profitables, das vorangetrieben werden könnte? Das fragt sich da der verstörte Beobachter.

24,6 Milliarden Euro Verlust hat der Konzern doch im letzten Jahr gemacht. Und der Vorstandsvorsitzende drückt sich so aus, wenn er das offiziell berichtet!

Eigentlich wäre da ja was anderes fällig gewesen. Vielleicht sogar ein verschämtes: “Tschuldigung. Hat wohl nicht so recht geklappt. In Zukunft geben wir uns ganz bestimmt mehr Mühe.” Aber nein. Von Selbstzweifeln keine Spur bei Kai-Uwe Ricke.
Der Mann ist doch ein würdiger Nachfolger von Ron Sommer. Das ist der, der für die ganzen Sonderabschreibungen bei der Telekom verantwortlich ist. 20 Milliarden Euro auf strategische Investitionen in andere Unternehmen, die heute nichts mehr wert sind. Das ist in etwa so viel, wie alle Arbeitnehmer des Konzerns in zwei Jahren verdienen.

Der Vollmünder Sommer hat sich ja immer damit herausgeredet, dass er schließlich aus einem Staatskonzern ein dynamisches Unternehmen habe formen müssen – solides Wirtschaften ist wohl nicht so dynamisch.

Was soll man dazu bloß sagen? Formulierungshilfen findet man bei Giovanni Trapattoni, der just am Tag der Telekom-Quartals-PK vor fünf Jahren seine Kulturgeschichte schreibende Philippika gehalten hat. “Riiiiiike, Sommer – waren schwach wie Flasche leer.” Doch, so drastische Worte sind angebracht. Bei solchen Dynamikern.

Kabel New Media, Pixelpark, Intershop …. Man kennt das ja inzwischen zu genüge. Weil wir haben gesehen viele Male dumme Spiel.

Giovanni Trapattoni mag seinerzeit vielleicht nicht immer en détail verständlich gewesen sein. Aber insgesamt hat seine Rede an Klarheit und Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig gelassen. Beim ehemaligen Bayern-Trainer sprachliche Anleihen zu nehmen, ist allein schon wegen der personellen Parallelen angezeigt.

Seit Stefan Effenberg weiß man schließlich, dass Kicker, die es vor allem in den Beinen haben, und Manager, die in erster Linie mit den Ellenbogen arbeiten, durchaus über eine vergleichbare soziale Kompetenz verfügen können. Was für Fußballer generell jetzt nicht sehr schmeichelhaft ist. Aber bei ihnen ist es auch nicht so schlimm.

Und damit ist man auch gleich – ganz klar – bei Ulrich Schumacher, dem Infineon-CEO, quasi dem Effe der deutschen Wirtschaft. Der ist ja in letzter Zeit dauernd in der Zeitung. Nein, nicht wegen irgendwelcher Chips. Das wäre doch ein sehr unpopuläres Thema.

Schumacher weiß, wohl auch nichts wesentliches dazu zu sagen. Er äußert sich deshalb lieber zur Politik. Darüber kann man auch sehr viel lockerer reden. Da stolpert man nicht so leicht über harte Fakten.

Die Schuld am Infineon-Debakel? Schumacher hat da einiges in petto. Und das hat er auch schon diverse Blätter wissen lassen. Wahlweise sind’s die Lohnnebenkosten, die Tarifverträge, die Gewerkschaft, die Steuern… (Zutreffendes und Nichtzutreffendes bitte ankreuzen. Mehrfachnennungen sind möglich.) Schumacher argumentiert stets redundant. Weil: Bei dieser Bundesregierung weiß man ja nie.

Die ist in ihrem rot-grünen Selbstzweifel imstande und senkt die Steuern oder die Lohnnebenkosten oder schränkt den Einfluss der Gewerkschaften oder den Gültigkeitsbereich von Tarifverträgen ein. Und dann stünde Ulrich Schumacher womöglich plötzlich ohne gescheite Begründung für seine Infineon-Verluste da.

Deshalb hat er immer gleich so viele Gründe parat. Und deswegen hat er jetzt auch wieder mal gedroht, sein Unternehmen ins Ausland zu verlagern. Was soll man zu derartigen global Playern nur sagen? St. Giovanni hilf!

Aber St. Giovanni hat natürlich schon geholfen. Am 10. März 1998. In Zungen hat er damals ja geredet: “Diese Spieler beklagen mehr als Spiel!“ Wieviel Wahrheit in diesem Wort steckt, das wird erst jetzt offenbar. Nur in einem, da führt auch St. Giovanni in die Irre: “Ein Aktionär is nich ein Idiot“, möchte man ja in Anlehnung an ihn sagen.

Aber so mancher Aktionär selbst dürfte das inzwischen anders sehen. Wer auf den Bilanztrick der Infineon-Mutter Siemens hereingefallen ist und Aktien gekauft hat, bloß damit der Konzern sein volatiles Halbleitergeschäft nicht mehr zu konsolidieren braucht, der hat viel Geld verloren.

Na ja, und bei dem, was Schumacher noch will, da hätten vermutlich sogar St. Giovanni die passenden Worte gefehlt. Der Mann hat doch tatsächlich vor, jährlich einen bestimmten Prozentsatz der Belegschaft zu entlassen. Low-Performer nennt er die. Ja, für was hält der Mann sich denn eigentlich?

331 – 108 – 76 – 506 – 40. Das sind seine Leistungskennziffern. Die letzten Quartalsverluste (in Millionen Euro). Bei Leuten mit so einer Performance sähe man’s ja ein. Die gehören wirklich auf die Transfer-Liste. Aber ganz nach oben.

Ist klar diese Worte? Is möglich versteh, was ich gesagt?

Silicon-Redaktion

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