Noch haben Terroristen oder Fanatiker und Viren-Schreiber nicht zueinander gefunden. Sollten diese beiden Gruppen aber einmal engere Verbindungen pflegen, dann steht den Industrienationen ein digitaler Super-GAU bevor. Davon ist Michael Vatis überzeugt, der wissenschaftliche Leiter des ‘Institute for Security Technology Studies’ am renommierten Dartmouth College in den USA.
Er sagt: “Es gibt zwischen dem, was wir über die Angreifer wissen, und unseren verwundbaren Stellen auf digitaler Ebene noch eine beträchtliche Lücke.” Für ihn ist klar, dass eine wirksame Bekämpfung von und Prophylaxe gegen Viren und andere Attacken im Informations- und Kommunikationsbereich nur mit präzisem Wissen über die menschlichen Angreifer erreicht werden kann.
Dafür habe die US-Regierung einige richtige Schritte unternommen. Er nennt die Gesetze und Bestimmungen zur Homeland Security. Kritikwürdig findet er aber, dass die meisten dieser Erkenntnisse rein für militärische Zwecke verwendet würden und der Bereich der zivilen Angriffe wie auch Angreifer außen vor bleibe.
Sicherheitsexperten beim Hersteller von Antiviren-Software stimmen ihm in diesem Punkt zu. Gegenüber der New York Times sagte Sarah Grodon, Senior Research Fellow: “Der Angreifer kann hier sowohl ein Vierzehnjähriger irgendwo in Kanada sein wie auch ein unzufriedener Kollege innerhalb des Unternehmens, beispielsweise in der Buchhaltung.”
Während Virenschreiber nach Meinung von US-Experten meist als Jugendliche anfingen, die “ähnlich einem Marketingexperten die größtmögliche Aufmerksamkeit für ihr Produkt” erreichen wollten, seien sie aber vergleichsweise harmlos. Fachleute, die die Motivation von solchen Verbrechern untersuchen, sind sich darin einig, dass hier selten eine politische Äußerung mit dem Virenschreiben verbunden ist.
So bezeichnen sie die jüngsten Würmer, die auf einem Buzz-Word wie den Namen von Popstars oder aktuellen Katastrophen wie dem SARS-Virus beruhten, als “eine Waffe zum Verbreiten massenhafter Verärgerung”. Diese seien, so Wissenschaftler wie Vatis, weit davon entfernt, ein “digitales Pearl Harbor” herauf zu beschwören, vor dem sie noch immer warnen. Immerhin hätten die USA im Zuge der Erfahrungen nach dem 11. September 2001 ein eigenständiges Büro eines ‘Cybersecurity Advisors’ im Weißen Haus geschaffen. Die ist momentan allerdings nicht besetzt.
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