Linus Torvalds holt Nummer zwei ins OSDL
Zentrum der weltweiten Entwicklung soll entstehen
Die Open-Source-Initiative der IT-Industrie, das Open Source Development Lab (OSDL) im US-Bundesstaat Orgeon, hat nach Linus Torvalds jetzt auch den führenden Entwickler des kommenden 2.6-Kernels an Bord geholt. Damit wird das OSDL eine gewichtige Instanz in der weltweit verteilten Weiterentwicklung des OS – und Linux bekommt allmählich einen festen organisatorischen Rahmen.
Andrew Morton gilt als Nummer zwei hinter dem Linux-Begründer Linus Torvalds und wird sich nach dem ersten Release von Kernel 2.6 maßgeblich um die weiteren Arbeiten daran kümmern. Torvalds hatte erst am Tag zuvor seinen Posten beim OSDL angetreten und will sich in Zukunft vor allem auf die Projekte rund um Kernel 2.7 stürzen. Er ist für die Zeit seiner Tätigkeit von seinem bisherigen Arbeitgeber Transmeta freigestellt.
Torvalds und Morton werden für ihren Vollzeit-Job vom OSDL bezahlt. Dahinter stehen momentan IBM, Intel, Hewlett-Packard und eine Reihe weiterer IT-Konzerne. OSDL-Chef Stuart Cohen bemüht sich derzeit darum, auch Sun, Oracle, SAP und Novell mit ins Boot zu holen. Auf seiner Wunschliste für neue Mitglieder und Sponsoren stehen außerdem Peoplesoft sowie die Linux-Distributoren Conectiva und Redflag.
Auch der Softwarehersteller SCO, der mit seiner Klage gegen IBM in den vergangenen Monaten für erhebliche Unruhe im Open-Source-Lager gesorgt hat, ist weiterhin Mitglied des OSDL. Daran werde sich auch vorerst nichts ändern, sagte Cohen.
Analysten sehen in dem Engagement von Torvalds und Morton ein deutliches Signal, dass das OSDL sehr schnell an Bedeutung gewinnen und starken Einfluss auf die weitere Entwicklungsrichtung von Linux nehmen wird. “Wir wollen erreichen, dass das OSDL als Zentrum der Linux-Entwicklung anerkannt wird”, so Cohen.
In der zweiten Reihe hinter dem zurückhaltenden Torvalds stehen die renommierten Linux-Entwickler Alan Cox, Jeff Garzik, Greg Kroah-Hartmann und David Miller bereit, weitere Aufgaben zu übernehmen. Bisher waren die Linux-Entwickler ohne eine formelle Organisation ausgekommen.
Die Kernel-Version 2.6 hatte Torvalds eigentlich schon für den vergangenen Monat angekündigt. “Aber ich bin halt immer zu spät dran”, gestand der Linux-Gründer jetzt ein. In den kommenden Wochen soll es nun aber eine Pre-Version des Kernels geben, eine formelle Verabschiedung von 2.6.0 sei einige Monate später realistisch. IBM will erste Produkte auf Basis des neuen Linux-Kerns in der ersten Jahreshälfte 2004 auf den Markt bringen.