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Ballmer und Flessner zählen die Feinde und fürchten sich

Microsoft-Chef Steve Ballmer will die Bedrohung durch Linux nicht unterschätzt sehen und hat daher seine Mitarbeiter in einem Brief über die aktuellen Gefahren informiert. Darin schreibt er, Linux sei eine “wettbewerbliche Herausforderung für Microsoft und die gesamte Industrie”.

In einer Zeit mickriger IT-Budgets und “Bedenken gegenüber Microsofts Umgang mit Kunden” sähen sich viele Unternehmen und Organisationen veranlasst, auf “kostenlose” Alternativen zurückzugreifen, die “gut genug” seien, schreibt Ballmer. Deshalb verdiene nicht-kommerzielle Software ein besonderes Augenmerk.

Besonders IBMs Linux-Engagement habe dazu beigetragen, das Vertrauen in das Betriebssystem zu stärken und eine Illusion von Support und Verantwortlichkeit zu schaffen. Nicht-kommerzielle Software leide aber darunter, dass eine zentrale Instanz fehle, die sich um “Gesundheit, Wachstum und Innovation” kümmere. Es erfordere aber ein Höchstmaß an zentraler Kontrolle, um sich nicht in zuwiderlaufenden Projekten zu verstricken oder zahlreiche unfertige Varianten der gleichen Software zu produzieren. Darum werde Linux auch nie so innovativ wie Windows sein.

Ballmer gibt sich trotzdem zuversichtlich: Man müsse nur die oft übersehenen Vorteile von Windows herauskehren und die Ergebnisse einschlägiger Studien anführen, die klar zeigten, dass Windows im Betrieb das günstigere Betriebssystem sei, und schon stehe man besser da als Linux.

“Wir werden zeigen”, schrieb Ballmer, “dass unsere Software einen höheren Gegenwert liefert und sicherer und zweckmäßiger ist.” In diesem Zusammenhang warb er auch für das neue, modular aufgebaute Microsoft-Betriebssystem unter dem Codenamen Longhorn, das er als “nächsten, großen Durchbruch” ankündigte.

Gleichzeitig nennt aber Paul Flessner, Microsofts Vice President, noch andere “Feinde”. Im Streit Websphere gegen Jupiter, dessen Release noch ein gutes Jahr in der Zukunft liegt, spricht er IBM sogar jeden Führungsanspruch ab. Big Blue, so sagte er gegenüber dem US-Medium CRN, verwende schließlich zuwenig Forschungs- und Entwicklungsarbeit auf solche Anwendungen.

Dem in den 70ern als Netzwerk-Firma gestarteten Konzern Sun gesteht er dagegen eine gewisse Präsenz am Markt zu: “Ich denke, Sun hat in der Vergangenheit die meisten kritischen Anwendungen im Datenzentrum geschafft – wir eher das, was ich ‘Tier zwei und drei’ nennen möchte.”

Allerdings habe die Anwesenheit von Linux-Anwendungen in Datenzentren “Unix weit mehr als Microsoft” geschadet. Schließlich, so Flessner “blutet die Mainframe-Basis durch ganz natürlich notwendige Konsolidierung langsam aus, während die Tier-zwei- und drei-Installationen zunehmen werden.”

Er beobachtet allerdings nicht nur die großen Unternehmen wie IBM und Oracle, über die er, wie er sagt, viel nachdenkt. Auch kleinere Anbieter nimmt der Manager aufs Korn. “Wir sind nicht sehr beunruhigt wegen Oracle. .. Ich denke viel eher über MySQL nach und darüber, was wir hier machen können. Binnen zwei Jahren, so meine ich, können wir hier einen Markteintritt schaffen.”

silicon meint: Höchste Zeit für Microsoft, bescheiden zu werden. So zahlreich und mächtig wie in diesem Jahr schienen die Microsoft-Rivalen noch nie zu sein. Allerdings ist es noch ein weiter Weg, bis die Marktmacht der Linux-, Unix-, und sonstigen Plattformanbieter Microsoft wenigstens gezwungen hat, allein das dringendste und verbreitetste Problem zu lösen: Ganze Kohorten von Sicherheitslücken und beim besten Willen nicht nachvollziehbaren Systemhüpfern.

Silicon-Redaktion

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