PR-Desaster führt zu Datenleck beim Funk-Chip-Zentrum
Vertrauen futsch
Dem Standardisierungsforum Auto-ID-Center ist eine höchst peinliche Panne unterlaufen. Insgesamt 68 vertrauliche Dokumente über die PR-Strategie zur Einführung von Funkchips im Einzelhandel waren versehentlich öffentlich zugänglich. Damit wird klar, dass die beteiligten Unternehmen mit starken Widerständen rechnen, wenn sie darangehen, sämtliche Waren identifizierbar und verfolgbar zu machen. Neben den Herstellern Gillette und Procter & Gamble gehören auch der größte US-Einzelhändler Walmart sowie Sun Microsystems dem Forum an.
Auto-ID-Center arbeitet derzeit an Standards für eine weitere Vernetzung von RFID-Chips (Radio Frequency Identification). Inzwischen können die passiven Halbleiter derart klein gefertigt werden, dass sie selbst mit ihrer Sendespule vom Hersteller leicht versteckt werden können: Unter Folien oder sogar in Kleidungsstücke eingenäht. Kritiker warnen, nicht nur die Waren könnten vom Hersteller bis zum Supermarkt verfolgt werden, sondern nach dem Kauf auch deren Besitzer.
Nun hat sich die amerikanische Datenschutzgruppe Caspian (Consumers Against Supermarket Privacy Invasion and Numberig) zu Wort gemeldet. Es sei erschreckend, so Caspian-Gründerin Katherine Albrecht, dass die beteiligten Unternehmen Millionen Datensätze über Verbraucher anlegen wollten und dabei ihre eigenen Informationen nicht zuverlässig absichern könnten. “Wie sollen wir diesen Leuten denn bitte vertrauen können?”, so Albrecht.
Sie konnte in den Dokumenten nachlesen, dass die PR-Strategen von Auto-ID ihre Funkchips auf den Namen “Green Tag” taufen wollen, um ihrem Vorhaben einen positiven Anstrich zu geben. Denn internen Studien zufolge sind 78 Prozent der Verbraucher der Ansicht, mit den Funkmodulen werde ihre Privatsphäre verletzt. Immerhin 68 Prozent fürchten negative Auswirkungen auf ihre Gesundheit. Kritik müsse aber “im Keim erstickt werden”, heißt es in den Papieren.