Merger-Bilanz: HP reklamiert Spitzenplatz für sich

Carly Fiorinas vor einem Jahr noch heftig umstrittene Rechnung scheint aufzugehen: Zum ersten Hochzeitstag von Hewlett-Packard (HP) und Compaq steht das kombinierte Unternehmen nach Umsatz als neue Nummer eins in Europa da. HP spielt nunmehr in der Liga, die zuvor IBM alleine definierte und bestückte.

Nach Aussage von Kasper Rorsted, HP Managing Director für die EMEA-Region (Europe, Middle East, Africa), wurden die Ziele bei der Kosteneinsparung mehr als erreicht: Rund 3 Milliarden Dollar habe man inzwischen eingespart, 600 Millionen mehr als ursprünglich erhofft.

Als echte Überraschung kommt jedoch die Entwicklung der Marktanteile: Bei Unix-Servern gab es laut IDC überhaupt keine Einbußen, bei Intel-Servern 5 Prozent und bei PCs 10 Prozent. Analysten hatten mit deutlich größeren Einbußen durch die Zusammenlegung der Produktpaletten gerechnet. “Durch die schwierige wirtschaftliche Lage war die Konkurrenz sehr mit sich selbst beschäftigt. Das ist uns zugute gekommen,” sagt Rorsted.

16 000 Stellen sollten weltweit abgebaut werden, davon 1100 in Deutschland. Mit Ausnahme von Frankreich und Deutschland sei die Restrukturierung weltweit abgeschlossen. Hierzulande kämpft man noch mit Betriebsräten und den strikten Kündigungsgesetzen. In England, den Niederlanden oder Schweden, wo der Personalabbau binnen Monaten abgeschlossen war, wird jetzt schon wieder eingestellt.

Auch Wachstum und Profitabilität (1,1 Milliarden Dollar im zurückliegenden Quartal) lassen sich sehen, doch Rorsted muss zugestehen, dass ausgerechnet seine Enterprise Systems Group (ESG) als einzige in der EMEA-Region noch immer rote Zahlen schreibt. Da helfen die hohen Marktanteile bei Intel-Servern, in einigen Ländern deutlich über 50 Prozent, auch nicht. “Der Enterprise-Markt ist um 5 bis 15 Prozent eingebrochen. Hätten wir Wachstum, wären wir alle unsere Sorgen los,” sagt Rorsted.

Die ESG soll bis Ende Oktober auch in EMEA in die schwarzen Zahlen kommen. Helfen sollen dabei jede Menge neuer Produkte für die Unternehmens-IT – und ein zeitgemäßes Konzept, das neue Kunden erschließen soll. Zeitgleich zur einjährigen Bilanz stellte HP neue Services, Management-Tools und Server vor.

Die meisten Neuvorstellungen möchte HP als Komponenten seiner “Adaptive Enterprise”-Strategie verstanden wissen. Damit soll die Unternehmens-IT flexibler und anpassungsfähiger gestaltet werden, wenn sie gebraucht wird.

Neu ist das Konzept nicht. HP arbeitet, wie fast alle großen IT-Hersteller, schon seit Jahren daran. Nun hat man aber IBMs Mantra des “On-demand-Computing” auch in Sachen Verpackung mit dem “Adaptive Enterprise” gekontert.

Doch während auch die Konkurrenten von IBM und HP versuchen werden, vom neuen Trend zu profitieren, sieht Steve Brazier, CEO des Industrie-Marktforschers Canalys, deutliche Vorteile für die großen Zwei. “Nur IBM und HP haben das breite Produktspektrum, die Management-Tools und die Dienstleistungen, um das Konzept im großen Stil umzusetzen.”

Als handfesten Beleg führt Brazier die Großaufträge an, die HP in den vergangenen Monaten an Land ziehen konnte: Neben Procter & Gamble und Alcatel sind auch Ericsson und die Bank of Ireland hinzukommen.

Silicon-Redaktion

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