Der Netzwerkkonzern Cisco Systems hat im dritten Quartal erneut die Erwartungen der Analysten übertroffen und scheint immer noch gegen die Unbill der schlechten Finanzlage in der ITK-Branche gefeit. Dennoch haben Marktkenner eine drohende Schwachstelle ausgemacht: Die Kunden werden die Ausgaben für die bewährten Komponenten deutlich zurückfahren.
Bereits im Vergleich zum Vorjahresquartal war der Umsatz um 4,2 Prozent auf 4,6 Milliarden Dollar gesunken. CEO John Chambers zeigte sich aber in Anbetracht der Situation am Markt mit dem Ergebnis zufrieden. “Wir sind mit unserer soliden finanziellen und operativen Leistung während des Quartals besonders zufrieden”, sagte er.
Er lobte die Konzentration auf Kernkompetenzen und strategische Investitionen in Forschung und Entwicklung sowie in zukunftsträchtige Technologiemärkte. Dies positioniere Cisco für Wachstum, sobald sich die Wirtschaft wieder erholt habe. “Wann immer das auch sein wird”, setzte er hinzu.
Chambers weiter: “Es wird zunehmend deutlich, dass Produktivitätszuwächse, die durch die Nutzung von Informationstechnologie zu erzielen sind, zur Erholung der allgemeinen Wirtschaft beitragen. CEOs und CIOs der führenden Unternehmen sehen Informationstechnologie als Schlüssel, ihre Geschäftsstrategien zu optimieren, um höhere Produktivität sowie Wettbewerbsvorteile zu erreichen. Cisco ist gut positioniert, um seine Kunden bei der Integration von Anwendungen, Geschäftsprozessen und Technologien zu unterstützen, die weitere Produktivitätszuwächse bringen.”
Allerdings verschiebt sich die Materialfrage weiter zu Lasten der Neubestellungen. So hat der Konzern im Quartal zum fünften Mal binnen sechs Quartalen “geringfügig mehr” Equipment ausgeliefert als neue Bestellungen erhalten. Allerdings wies Chambers darauf hin, dass der Auftragseingang nach Rückgängen im Februar und März wieder leicht angezogen habe. Er verwahrte sich dagegen, daraus einen Trend abzuleiten.
Bei dem dergestalt vorsichtigen Optimismus, den der CEO an den Tag legte, wollten sich die meisten Analysten nicht direkt konträr zu Chambers’ Haltung stellen. Tim Luke von Lehman Brothers: “Seine Aussagen sind deutlich anders als in den vergangenen Quartalen und diese überlegte Herangehensweise steht dem Management auch viel besser zu Gesicht.” Sein Kollege Barry Jaruzelsky von Booz Allen Hamilton: “Bei Cisco wiegt die Ausführung und Leistung schwerer als die nackten Zahlen.”
Sie loben im Chor mit anderen Analysten die Konzentration aufs Kerngeschäft und die auf TK-Unternehmen einer gewissen Größe, also Carrier. Auch wenn diese ihre Investitionen stark zurückgefahren hätten, sei hier mittel- bis langfristig Geld zu machen.
Auch für einen der Chef-Finanziers bei Cisco ist die Lage so dramatisch nicht. Dennis Powell: “Wir waren in der Vergangenheit entweder leicht optimistisch oder leicht pessimistisch, es war immer nur eine graduelle Frage. Unsere Aussagen beruhen aber auch aktuell auf den Aussagen unserer Kunden – das ist unser Gradmesser.”
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