HP und Microsoft: Mit frischem Konzept aus der PC-Krise
Was wirklich gebaut und gekauft wird, steht auf einem anderen Blatt
Kurz vor Beginn von Microsofts Hardware-Konferenz Win-HEC hat der Softwarekonzern gemeinsam mit Hewlett-Packard (HP) ein neues Konzept für Business-PCs vorgestellt. Auch wenn es sich dabei momentan um eine reine Konzeptstudie handelt, sind die schwer geprüften PC-Hersteller doch an jedem Vorschlag interessiert, der die Umsätze wieder nach oben hieven könnte.
Der Prototyp, der bisher unter dem Projektnamen “Athen” läuft, erinnert äußerlich stark an Apples eingestellten ‘Cube’ – ein Würfel, der den mausgrauen Kasten unter dem Schreibtisch ersetzt. Im Inneren des “Kommunikations-Werkzeugs” sollen Sprachtelefonie samt Anrufbeantworter, Textkommunikation, Internetnutzung, Textverarbeitung und die Kommunikation über Videokonferenzen gebündelt werden.
Microsoft setzt damit auf sein früheres Agora-Konzept auf. Kernstück der Hardware-Idee ist ein 23-Zoll großer Flachbildschirm, auf dem die verschiedenen Anwendungen, die im Unternehmen heute üblicherweise genutzt werden, nebeneinander für den Benutzer sichtbar sind. Ergänzt wird das auf der Hardware-Seite durch Knöpfe, die den direkten Zugang zu laufenden Video-Verbindungen oder Sprachnachrichten ermöglichen sollen. Auch drahtlose IP-Telefonie soll bereits integriert sein.
Mit ersten Produkten, die möglicherweise nur einen Teil der genannten Funktionen umfassen, rechnen Analysten nicht vor dem kommenden Jahr. Sie äußerten sich in den USA auch skeptisch zu der Idee, der Videotelefonie mit Konferenzschaltung besonders großen Raum zu geben. Das sei doch etwas realitätsfremd, hieß es.
Neue Ideen scheinen aber auch gerade auf dem deutschen Markt für Business-PCs dringend notwendig, denn zum zweiten Mal in Folge ist der Absatz für das erste Quartal in diesem Segment eingebrochen. Die Gartner Group stellt ein Minus von 2,2 Prozent fest; im Vergleich mit 2001 summiert sich das Absatz-Minus allerdings schon auf 13 Prozent.
Gewachsen ist auf dem wichtigen Absatzmarkt Bundesrepublik nur noch die Consumer-Sparte, das aber kräftig um 10,9 Prozent. Weil der Preisdruck noch immer weiter anwächst, schrumpfen die Gewinnmargen. Trotz größerer Absatzmengen gehen die Umsätze insgesamt zurück, stellt Gartner fest.
HP testet unterdessen schon mal die Idee, vom Desktop-Rechner ganz Abschied zu nehmen. Würde man den PC durch ein abgewandeltes Blade-System ersetzen, dann könnte der Client auch wieder in den Herrschaftsbereich der Administratoren wandern, dem User bliebe nur noch die Peripherie. Konkreter wollen die HP-Entwickler derzeit aber noch nicht werden.
Und auch Dell Computers will sich vom Computer trennen – wenn auch nur im Namen. Die Aktionäre sollen auf Antrag des Managements in zwei Monaten entscheiden, ob sich das texanische Unternehmen in “Dell” umbenennen soll. Immerhin fertige man eben nicht mehr nur Computer, also Desktops, sondern inzwischen auch Server, PDAs und Storage-Produkte, so Firmengründer und CEO Michael Dell. Nicht zuletzt die Service-Sparte solle nicht fälschlicherweise mit dem PC-Geschäft in Verbindung gebracht werden, so Dell.