Die Berliner Internet World ist tot. Nur sieben Wochen vor Eröffnung hat der Veranstalter, die Münchner Penton Media GmbH, die Konsequenzen aus dem dramatischen Ausstellerrückgang gezogen. Die Internet World, einst wichtigster Treff der Internetwirtschaft in der Bundesrepublik und Europa, soll nun in die Münchner Systems “integriert” werden, die vom 20. bis 24. Oktober stattfindet.
Auf internetworld-messe.de wird der Branchentreff zwar noch unverdrossen angekündigt. Seit Anfang April ist aber klar, dass mit nur 250 Ausstellern gerechnet werden konnte. Gerade mal die Hälfte davon hatte bisher verbindlich zugesagt. Mit der Internet World sind auch der geplante Fachkongress sowie die kleine Schwester-Ausstellung ‘Mobile World’ hinfällig.
Durch eine undichte Stelle waren die Informationen über die Hauruck-Entscheidung am Montag Nachmittag durchgesickert. Penton-Sprecherin Iris Lohmann räumte im Gespräch mit silicon.de ein, dass erst wenige Aussteller informiert werden konnten. Die aber hätten sich positiv darüber geäußert, sich vier Monate später als geplant in München präsentieren zu können.
Mit der Messe München habe es schon seit längerem Gespräche gegeben, so Lohmann. Hier könnten “Synergieeffekte” genutzt werden. Die Internet World solle “im Rahmen der Systems” stattfinden.
Von der Messe Berlin war bis Redaktionsschluss keine Stellungnahme zu bekommen. Die Kosten, die dem Veranstalter in Rechnung gestellt werden, dürften gerade bei einer so kurzfristigen Absage immens sein – was Penton-Sprecherin Lohmann allerdings in Abrede stellt. Mit der Messe Berlin unterhalte man “die besten Beziehungen”.
Noch vor zwei Jahren konnte die Messe unter dem Berliner Funkturm ihren Zenit mit 930 Ausstellern und 75 000 Besuchern feiern. Nur ein Drittel davon wäre wohl auch in diesem Jahr nach Berlin gekommen. Bereits im vergangenen Jahr mussten die Veranstalter einen Rückgang auf 550 Aussteller hinnehmen. Die Internet World war 1997 gestartet – rechtzeitig vor Beginn des Dotcom-Booms.
silicon meint: Wie unerquicklich es ist, in halbleeren Messehallen zu stehen, hat uns ja gerade die Systems schon im vorletzten Jahr eindrücklich vorgeführt. Insofern haben die Münchner wertvolle Erfahrungen im IT-Messe-Schrumpfen zu bieten. Aber von der geplanten “Fokussierung” der Systems auf das Fachpublikum, mit der die Krise gemeistert werden sollte, bleibt dann nicht mehr viel übrig. Es ist nichts Ehrenrühriges daran, eine Dot-com-Messe zu verkleinern. Aber bitte mit Stil und nicht erst wenige Wochen vorher. Und bitte auch mit Sinn für die Entwicklung der Branche und nicht nach Art der Flickschuster.
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