Ein Jahr nach dem Zusammengehen von Hewlett-Packard (HP) und Compaq schreibt sich Konzernchefin Carleton Fiorina große Erfolge auf die Fahne. Allerdings: Ihre Strategie bei Forschung und Entwicklung bleibt umstritten.
Kritiker werfen Fiorina vor, sie setze mit ihrem rigiden Sparkurs die Zukunft des Technologie-Konzerns aufs Spiel. Auf einer HP-Konferenz sagte Fiorina vor rund 400 Forschern und Ingenieuren in Colorado, sie habe bereits eine halbe Milliarde Dollar mehr eingespart, als der Fusionsplan zum jetzigen Zeitpunkt vorsehe. Trotzdem sei der Firmenslogan “invent” Verpflichtung zur ständigen Weiterentwicklung. Insgesamt sind jährliche Kosteneinsparungen von 3 Milliarden Dollar vorgesehen, mit denen Fiorina die Fusion im Vorfeld gerechtfertigt hatte.
HP wolle sich aber zwischen IBM und Dell positionieren: Während Big Blue auch zu hohen Kosten High-tech anbiete und Dell wenig Innovatives zu geringen Preisen im Programm habe, wolle HP eben “High-tech und Low-cost” zusammenbringen, so Fiorina. Dagegen spricht, dass Analysten Dell vorläufig aber einen satten Kundengewinn zu Lasten von HP bescheinigen – im PC-Sektor zumindest.
Langjährige Ingenieure wie John Grabenkemper beklagen jetzt, dass sie gerade 40 Prozent ihrer hochqualifizierten Mitarbeiter entlassen mussten. Während der Firmenkonferenz in Keystone, Colorado, musste sich Fiorina außerdem vorwerfen lassen, sie spare zuerst an den Ideen und Visionen des Unternehmens.
Die Managerin hält dem entgegen, HP müsse sich auch bei Forschung und Entwicklung auf wenige Bereiche konzentrieren. Dazu gehören ihrer Ansicht nach Software für das Datenzentrum, der Bereich IT-Sicherheit und Datenschutz sowie neue Lösungen für das ‘Mobile Computing’. Nur so könnten Innovationen auch schneller als bisher in marktreife Produkte münden. Gerade hier hat sich HP aber in den vergangenen Jahren eklatante Defizite geleistet.
Am Rande von HPs Entwickler-Konferenz wurde außerdem deutlich, dass die aktuelle Förderstrategie im Linux-Umfeld bei HP darauf ausgerichtet ist, sich auch bei Mobilcomputern unabhängiger von Microsoft zu machen. Der Handheld I-Paq, von Compaq in die Firmenehe eingebracht, wird derzeit mit Windows CE ausgeliefert. Führende Köpfe bei HP wie Shane V. Robison weisen nun darauf hin, dass der Konzern daran gehen wolle, die Dominanz von Microsoft bei einer ganzen Reihe von Consumer-Geräten anzugreifen.
silicon meint: Natürlich mutet Fiorina dem größeren Koloss eine ganze Menge zu. Aber es gibt keine Alternative: Fusion und Neuausrichtung von Forschung und Entwicklung müssen parallel laufen. Nur so kann die neue HP auch gegen IBM, Microsoft und Sun auf deren Spezialgebieten bestehen. Aber dass die Strategie ‘High-tech zu Low-cost’ allein ausreicht, um den Wert von HP hinreichend zu beschreiben, glaubt Fiorina selbst nicht. Da muss sie uns schon noch ein bisschen mehr über ihre Pläne verraten.
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