Einer der erfolgreichsten Begründer des Dotcom-Booms ist offenbar heillos frustriert: Der frühere AOL-Chef Steve Case denkt in den USA laut darüber nach, ob es nicht Sinn machen würde, sein Internet-Unternehmen aus dem Medienkonzern AOL Time Warner wieder herauszukaufen.
Case wurde in den vergangenen Monaten von der Vorstandsriege systematisch entmachtet. Als er bekannt gab, er werde den Posten des Chairman aufgeben und an Richard D. Parsons abgeben, hatte Case noch betont, er werde seine Arbeit in der Strategiekommission fortsetzen. Dieses Gremium, das die Geschicke des fusionierten Konzerns maßgeblich bestimmen sollte, wurde nun vom Vorstand schlicht abgeschafft.
Case hatte den stark angewachsenen Aktienwert von AOL im Januar 2000 dazu genutzt, den Medienkonzern Time Warner aufzukaufen. Die Fusion galt bisher immer als schwierig, Case verteidigte die Entscheidung aber zuletzt noch vor Investoren und Analysten als richtig.
Aber auch das Management von AOL Time Warner hat angedeutet, es werde über strategische Alternativen zur jetzigen Struktur nachgedacht. Die AOL-Sparte arbeitet zwar weiterhin profitabel, wächst aber zum Leidwesen der Verantwortlichen nicht mehr – derzeit sind die Aussichten dafür auch alles andere als rosig.
Case dürfte sich trotz seines großen Renommees schwer tun, Investoren und Partner davon zu überzeugen, ihm die nötigen Mittel für eine eventuellen AOL-Rückkauf zu überlassen. Seine Macht im Konzern jedenfalls scheint gebrochen.
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