Mit einer neuen Studie zur Qualität des Open-Source-Betriebssystems Linux auf dem Server und durch Berichte über eine aggressive Verdrängungsstrategie des Microsoft-Konzern wird die Debatte über ‘Windows contra Linux’ erneut stark angeheizt.
In den vergangenen beiden Jahren habe sich Linux deutlich verbessert, heißt es in einer Studie des Beratungsunternehmens D.H. Brown Associates. Allerdings vergleichen die Analysten mit ihrem eigens entwickelten Verfahren nicht etwa Windows mit Linux, sondern Linux mit Unix. Nur das mache Sinn, heißt es.
Die Softwareprodukte der Distributoren von Suse und auch Redhat seien deutlich besser, sagt man. Der deutsche Hersteller habe vor allem beim Systemmanagement die Nase vorn. Suse schaffe es außerdem, neue Features besonders schnell zu implementieren und auf den Markt zu bringen – auch wenn manche Kunden sich darüber beklagten, dass die Qualität darunter leide.
Untersucht wurden außerdem, wie die Linux-Betriebssysteme mit großen Speichervolumen umgehen können, wie Rechner-Abstürze analysiert werden können, wie gut die Fern-Administration aufgesetzt ist, welche Netzwerk-Standards oder Web Services unterstützt werden.
Zu Recht würden große Hoffnungen auf den anstehenden Release des Linux-Kernel 2.6 gesetzt, meint Studienautor Tony Iams. Dadurch werde sich die Leistung, gemessen an den bisher verwendeten Kriterien, noch einmal verbessern. “Die Geschwindigkeit der Entwicklung von Linux und der erreichte Reifegrad sind wirklich beachtlich.”
Verwirrung gibt es aber seit einigen Wochen wegen der angekündigten Klagen des Distributors SCO, früher Caldera. IBM und anderen Unternehmen wirft SCO vor, unerlaubterweise lizenzrechtlich geschützten Unix-Code in Linux eingebaut zu haben. Noch immer ist unklar, welche Code-Bestandteile gemeint sind und welche Motive das Unternehmen verfolgt.
Die etwas kopflosen Vorgänge dürften Microsoft, dem Konkurrenten aus der anderen Liga, ganz recht sein. Die ‘International Herald Tribune’ hat gerade Auszüge aus firmeninternen Mails veröffentlicht, aus denen hervorgeht, dass ein millionenschwerer Fonds für Preiskämpfe mit Mitbewerbern und vor allem mit Linux bereitgestellt wurde.
Vertriebschef Orlando Ayala soll demnach bereits im vergangenen Sommer die Order ausgegeben haben, um jeden Unternehmenskunden zu kämpfen. Wenn nötig, seien kräftige Preisnachlässe zu gewähren, Software könne aber auch kostenfrei abgegeben werden. Die Umsatzausfälle der untergeordneten Vertriebsorganisationen könnten aus den Rücklagen ausgeglichen werden. Allein für das laufende Jahr sollen sich dem Bericht zufolge 180 Millionen Dollar in der Kriegskasse befinden. Ach CEO Steve Ballmer sei von der Strategie unterrichtet worden, heißt es.
Gerade im Kartellverfahren der Europäischen Kommission gegen Microsoft könnte sich der Bericht als Stolperstein erweisen, der eine Beilegung der Vorwürfe verhindert. Nach einem Bericht der ‘Financial Times Deutschland’ geht die Kommission dem Verdacht eines erneuten Missbrauchs der Vormachtstellung auf dem Markt für Betriebssysteme nach.
Microsoft dagegen argumentiert für gewöhnlich, Preisnachlässe gewähre die Konkurrenz genauso. Sun beispielsweise verteile seine Star-Office-Suite ja auch weitgehend kostenfrei, zumindest an Bildungseinrichtungen und Regierungsorganisationen.
silicon meint: Jetzt wird es wieder extrem schwer für den Softwaregiganten, das Image des machtgierigen Monsters abzuschütteln. Dabei wollte man in Redmond schon Hoffnung schöpfen, nachdem immer mehr Gerichtsverfahren durch – teils teure – Vergleiche beendet werden konnten. Es stimmt schon: Chefentwickler Gates sollte seine Entwickler nicht nur zu mehr Sicherheit in der IT anhalten, sondern zu insgesamt besserer Software. Gegen einen sauberen Wettstreit um zufriedene Anwender kann ernsthaft niemand etwas haben.
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