Spam-Versender verklagen Spam-Gegner

“Behinderung unserer Geschäftstätigkeit”

Der Kampf zwischen den Versendern unerwünschter Werbe-Mails (Spam) und Anti-Spam-Gruppen geht in eine neue Runde: Die gerade erst gegründete Interessenvereinigung der Spam-Versender, ‘E-Marketers America’, hat in Florida Klage gegen eine Reihe von Spam-Gegnern eingereicht. Der US-Bundesstaat ist bekannt für seine laxe Haltung gegenüber Spammern.

Die Industriegruppe fordert nun insgesamt 75 Millionen Dollar Schadenersatz, weil Spam-Gegener wie ‘Spamhaus Project’ oder ‘Spews.org’ die Geschäftstätigkeit der Werbeversender behindere. Insbesondere stößt sich der Interessenverband an den ‘Schwarzen Listen’ der Organisationen und beklagt, sie würden Falschinformationen verbreiten.

Die Beklagten haben inzwischen schon die Vermutung geäußert, dass es dem Verband gar nicht so sehr um die Klärung der rechtlichen Fragen oder einen Prozessgewinn gehe. Vielmehr sollten die Bürgerrechtsgruppen offenbar in einen langwierigen und teuren Rechtsstreit verwickelt werden, um deren Aktivitäten zu behindern.

Mit einer Gegenklage hätten die Anti-Spam-Aktivisten allerdings die Möglichkeit, einen Einblick in die Geschäftsunterlagen der Spam-Versender zu erzwingen. Und das könnte wertvolle Argumente liefern, um möglicherweise illegale Praktiken der Unternehmen vor Gericht zu belegen.

Nach Erkenntnissen von ‘Spamhaus Project’ werden 90 Prozent aller Spams von nur 180 spezialisierten Anbietern verschickt. Sollte deren Tätigkeit gerichtlich unterbunden werden, könnte das Problem bereits weitgehend aus der Welt geschafft werden, so die Argumentation.

Jüngsten Untersuchungen in den USA zufolge handelt es sich bei einem Drittel aller Mails inzwischen um unverlangt zugesandte Werbung für Medikamente, Kredite, pornografische Inhalte, Online-Casinos oder Kontaktbörsen. Wer auch nur einmal seine Adresse an ein Unternehmen weitergebe, laufe Gefahr, in die weltweiten Verteiler aufgenommen zu werden, heißt es.

Gerade Adressen bei großen Internet-Serviceprovidern oder Web-Mailern wie T-Online, AOL, GMX, Yahoo oder Web.de werden inzwischen aber auch automatisch mit Spam beschickt: Häufige Kombinationen von Vor- und Nachnamen und deren Abkürzungen werden dann auf gut Glück “gespamt”.