IBM trommelt für Autonomic-Standards
Jedem sein Süppchen, aber nur ein Rezept?
IBM macht ernst mit seinen Vorstellungen zu ‘Autonomic Computing’. Der IT-Konzern hat jetzt seinen ersten umfassenden Komplettentwurf für Hard- und Softwaresysteme vorgestellt, die sich bis zu einem gewissen Grad selbst steuern und verwalten sollen.
Dazu gibt es zunächst vier Anwendungen, anhand derer sich Big Blues Marschrichtung ablesen lässt. Mit ‘Log and Trace’ soll der Administrator in Zukunft besser in der Lage sein, mögliche Stolpersteine zu erkennen und Probleme zu beseitigen, weil damit die relevanten Betriebsdaten von Web-Server-Software und -Hardware gesammelt und dargestellt werden können.
Mit dem ‘Agent Building and Learning Environment’ geht IBM noch einen Schritt weiter und will den IT-Verantwortlichen die Möglichkeit geben, relativ einfache Routinen in Applikationen einzubauen. Beispielsweise könnte so den Controlling-Anforderungen im Unternehmen begegnet werden.
Das Werkzeug ‘Autonomic Monitoring Engine’ soll dagegen ohne menschlichen Eingriff auskommen: Schwierigkeiten im laufenden Betrieb sollen erkannt und automatisch Gegenmaßnahmen eingeleitet werden, damit es erst gar nicht zu einem Ausfall von Anwendungen oder Netzwerken kommen kann.
Beim ‘Business Workload Management’ schließlich konnten sich die IBM-Entwickler auf bereits vorhandene Spezifikationen der ‘Open Group’ stützen: Das ‘Application Response Measurement’ (ARM) soll ebenfalls eigenständig Kapazitätsengpässe erkennen und vorhandene Ressourcen intelligent zuweisen. Zum Einsatz kommt ARM erstmals im kommenden Tivoli-Release in der zweiten Jahreshälfte. Hier könnten dann Rechenleistungen der Server schneller denjenigen Anwendungen zugewiesen werden, die gerade einen höheren Bedarf haben.
Mit diesen vier Werkzeugen würden die wichtigsten Bedürfnisse der Unternehmens-IT abgedeckt, meint Alan Ganek, IBMs zuständiger Vice President. Es gebe zwar Überschneidungen mit bereits bestehenden Produkten, der technische Ansatz sei gleichzeitig aber sehr viel weiter gefasst.
IBM wolle mit seiner neuesten Initiative das Interesse an Autonomic Computing steigern und für gemeinsame Industriestandards werben, erklärte Ganek. Allerdings habe man es hier auf absehbare Zeit mit großer Komplexität zu tun.
Hewlett-Packard, Sun Microsystems und Microsoft bemühen sich derzeit um ähnliche Projekte. Gemeinsam haben die Initiativen das Ziel, mit einer intelligenteren, teilweise automatisierten Verwaltung die Kosten zu senken und Ausfallzeiten zu verringern.
Ganek betonte, IBM habe individuelle Geräte verschiedenster Hersteller im Blick, aber auch komplexe Netzwerke. Im Bemühen um eine Standardisierung glaubt der Konzern mit gutem Beispiel voranzugehen und setzt auf die Spezifikationen der Open Grid Services Architecture (OGSA).
Insgesamt sehen die Hersteller aber zu, erst ihre eigenen Produkte auf hohem Niveau für integriertes Management fit zu machen. Die Schnittstellenarbeit zu den Produkten der Mitbewerber läuft derzeit auf niedrigerer Ebene.