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Angst vor Lungenkrankheit trifft IT-Wirtschaft besonders hart

Die Lungenkrankheit SARS (Severe Acute Respiratory Syndrome) greift weiter um sich. Rund 80 Menschen sind weltweit an dem bisher unbekannten Virus gestorben, mindestens 2300 Infizierte zählt die Weltgesundheitsorganisation derzeit – vor allem in Asien und Kanada. Nachdem die WHO nun auch eine Reisewarnung für Hongkong und das südliche China ausgesprochen hat, wächst neben der menschlichen Tragödie auch die Sorge vor den wirtschaftlichen Auswirkungen.

Der Chefökonom der Investmentbank Morgan Stanley, Stephen Roach, hat jetzt seine Wachstums-Erwartungen für das laufende Jahr unter dem Eindruck der SARS-Ausbreitung deutlich nach unten geschraubt. Die IT-Industrie bekommt die Folgen schon jetzt zu spüren, denn die Herstellungsprozesse sind hier besonders stark ausdifferenziert, die Lieferketten länger als in anderen Branchen.

Die Versorgung mit Prozessoren, Speicherbausteinen und anderen Bauteilen aus China und Taiwan sei nicht mehr sichergestellt, heißt es in einer aktuellen Analyse der Aberdeen Group in Boston. Rund 85 Prozent aller PCs werden derzeit in Südostasien gefertigt.

Aber nicht nur Herstellung und Transport seien von den Vorkehrungen gegen eine weitere Verbreitung von SARS betroffen, sondern auch der Informationsaustausch zwischen den Partnern in den USA und asiatischen Ländern. Zahlreiche Unternehmen sagen Veranstaltungen ab und lassen ihre Mitarbeiter nur noch in äußerst dringenden Fällen auf Dienstreise gehen.

Die starke Abhängigkeit von China als preiswertem Zulieferer von elektronischen Standardkomponenten könne die erhoffte Erholung der IT-Industrie zunichte machen, heißt es weiter. Es sei “gut möglich, dass die Vorteile einer High-tech-Produktion in China schon bald völlig neu bewertet werden”, meint Aberdeen-Analyst Russel Craig.

Sowohl bei Intel in Hongkong als auch bei Motorola in Singapur mussten Mitarbeiter mit SARS-Symptomen behandelt werden. Beide Unternehmen schlossen ihre Büros und wiesen ihre Angestellten an, wenn möglich von zu Hause aus zu arbeiten. Auch Hewlett-Packard hatte seine Dependence in Hongkong vorübergehend geschlossen, nachdem ein Mitarbeiter Anzeichen der Krankheit aufwies.

Intel hat außerdem seine für Mitte April geplanten Entwicklerkonferenzen in Peking und Taipeh abgesagt. Dort sollten die Partnerunternehmen über Strategien und Details zur aktuellen Roadmap des Konzerns informiert werden. Statt dessen soll es jetzt Treffen in kleinerem Rahmen geben, in Einzelgesprächen würden die Zulieferer die nötigen Informationen bekommen, heißt es.

Sicher ist allerdings, dass anstehende Entscheidungen bei den Unternehmen in Asien dadurch verzögert werden. “Wir werden uns eben die Hacken ablaufen, um unsere Produktpläne bekannt zu machen”, meint ein Intel-Sprecher. “Aber unter den gegebenen Umständen bleibt uns keine andere Wahl.” Auch Sun Microsystems hat seine Veranstaltung zu ‘Sun Network’ in Shanghai abgesagt.

“Wenn jetzt noch jemand nach Südostasien verreist”, so der Intel-Sprecher weiter, “dann muss das schon unternehmenskritisch sein”. Andere IT-Firmen wie IBM und Qualcomm, die ebenfalls größere Produktionsteile nach Asien ausgelagert haben, wollen dagegen noch keine ähnlichen Maßnahmen ergreifen. Bisher gebe es noch keine Reisebeschränkungen, heißt es.

Silicon-Redaktion

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