Wie geht es weiter mit der IT in den großen Unternehmen, in Zeiten der geschrumpften Budgets, der davon galoppierenden Anforderungen? Dieser Frage stellten sich vier gestandene CIOs auf einer Diskussionsveranstaltung des European Technology Forum in München.
Zwar haben sich wohl die IT-Dienstleister im eigenen Haus einigermaßen mit ihrer Lage arrangiert. An der Grundlage erfolgreicher Informationstechnik im Unternehmen, einem guten Verhältnis von IT und Fachabteilungen, hat sich dagegen nicht wirklich etwas zum Besseren verändert.
“Das Verhältnis ist angespannt, aber auf dem Weg der Besserung”, meint etwa Dietmar Lummitsch, CIO beim TÜV Süddeutschland. Niemand wollte auch der gern formulierten Forderung widersprechen, es müsse ein besseres ‘Alignment’ her, eine Annäherung von IT und Geschäftsführung.
Äußerst selbstkritisch zeigte sich Thomas Fischer, im Vorstand der Landesbank Baden-Württemberg verantwortlich für die IT. Zu lange hätten die IT-Mitarbeiter nach altbekannten Mustern gearbeitet und sich an jährlich zweistellig wachsende Budgets gewähnt. “Und wir haben uns nur allzu gern unserer Totschlagargumente bedient, wenn es darum ging, höhere Budgets durchzusetzen.”
Das sei alles vorbei und niemand solle darauf setzen, dass die Zeiten hoher IT-Ausgaben je wiederkämen, so Fischer. Denn schließlich hätten die Unternehmen allgemein gelernt, mit einer nicht ganz so freigiebig ausgestatteten IT auszukommen. “Es geht auch mit weniger Geld.” Ganz Schwabe, fordert Fischer einen ‘Design-to-cost’-Ansatz für die IT. Jeder angehende Häuslebauer müsse eben auch zuerst auf’s Geld schauen und nicht auf die Villen im Nobelviertel.
Trotz der gewonnenen Einsichten müsse sich die IT im Unternehmen noch stärker verändern, meint Torsten Ecke, CIO bei Eon Energie. Früher sei die IT der Machtblock gewesen, der Leistungen zuteilen oder verwehren konnte. Noch heute zeige sich das in der Isolation und Intransparenz, mit der sich ITler gern umgeben. “Und die Geschäftsführung erkennt IT immer nur dann als essenziell, wenn etwas nicht funktioniert”, so Ecke.
“Wir müssen uns selbst transparenter machen”, assistiert Lummitsch. Und Steffen Roehn, CIO bei T-Mobile, will schon heute deutlich machen, wie die IT zum Erfolg beiträgt. Bei einem Mobilfunker sei das auch nicht so schwer zu bewerkstelligen wie in anderen Unternehmen, räumt er gerne ein. Benchmarks könnte da wahre Wunder wirken.
Allgemein Übereinstimmung herrscht auch bei der Verteilung der vorhandenen Mittel: Hier müssten die Run-Aufwendungen, mit denen der laufende Betrieb finanziert wird, auf 50 Prozent reduziert werden. Außerdem sollten Service-Level-Agreements (SLAs) zurückgenommen werden, sobald sich Anwendungen eingespielt hätten, die Zahl der Anwendungen sei insgesamt zu reduzieren und eine sparsamere Hardware-Ausstattung auf Client-Seite könne zusätzlich Kosten reduzieren, berichtet der Banker Fischer.
Allein durch Standardisierungen ließen sich im Unternehmen 1 Prozent der IT-Ausgaben einsparen, ist Lummitsch überzeugt. Allerdings könne der Druck zur Konsolidierung nicht allein von der IT ausgehen, so Roehn. Auch die Anwender müssten sich da ins Zeug legen.
Outsourcing, als große Einsparkeule gehandelt, findet dagegen nicht immer große Fans. “IT vollständig auszulagern, halte ich für einen Irrweg”, sagt Bankvorstand Fischer. Höchstens einzelne Geschäftsprozesse sollten ausgelagert werden. Denn weitgehend werde der Aufwand zur Koordinierung zwischen Unternehmen und Outsourcing-Partner unterschätzt, so seine Warnung.
“Erste ermutigende Erfolge” habe die Landesbank Baden-Württemberg immerhin mit Open-Source-Software gemacht, berichtet Fischer weiter. Eon vertraut dagegen lieber auf Standardsoftware, die dann durchgehend angewendet werde. Einsparungen verspricht man sich beim Energiekonzern davon nicht. Und bei T-Mobile, sagt CIO Roehn, seien die Überlegungen zwar noch sehr theoretisch, auch wenn die ersten Berechnungen zu Einsparpotenzialen von 30 Prozent kämen. “Die ersten Projekte erwarten wir hier frühestens in ein bis zwei Jahren.”
silicon meint: Nach einer Katharsis nach dem Budget-Gewitter sieht das alles nicht aus. Mein Gott, diese esoterisch angehauchten IT-Plauderstündchen hatten wir vor zwei Jahren auch schon, oder? Und was hat sich getan seither? Die versammelte CIO-Elite wusste davon nichts zu berichten. Wir warten weiterhin auf einen ‘Best Practice’, für die IT selbst.
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