Der variable Teil bei den CEO-Gehältern steigt ins Unermessliche. Die millionenschweren Jahressaläre kommen zustande, weil die CEOs selbst zum entscheidenden Teil die Kriterien der variablen Gehälterteile des Managements festlegen. Besonders die IT-Branche hat sich in den letzten Jahren hier hervorgetan mit Optionsscheinen und Anteilszahlungen. Das feste Grundgehalt macht in Extremfällen nur mehr ein Viertel der Zahlung aus. Dies verführt die Leitungsriege vor allem der großen Unternehmen dazu, allzu kurzfristig und zu sehr an ihren persönlichen Gewinn zu denken, statt das Firmenwohl zu priorisieren. Zu dieser Erkenntnis kommt die Professorin für Betriebswirtschaftslehre Margit Osterloh von der Universität Zürich.
In der Entlohnung von Top-Managern gibt es demnach zwei Entwicklungen zu beobachten: Erstens seien die Bonuszahlungen eklatant und entkoppelt von der Unternehmensleistung gestiegen. Zweitens sei die Schere zwischen den Führungsmitgliedern und der Stammbelegschaft weit auseinandergegangen. Augenfällig werde dies bei einem Blick in die USA. Dort seien die Jahreseinkünfte an der Spitze der Top-500-Unternehmen von 2,5 Millionen Dollar im Jahr 1992 auf 7,9 Millionen Dollar gestiegen. Ein Durchschnitts-Arbeiter in diesen Unternehmen hat derzeit im Jahr etwa im Verhältnis 475:1 weniger in der Lohntüte, rechnet die Wissenschaftlerin vor.
Osterloh weist gegenüber der Neuen Zürcher Zeitung angesichts dieser Zahlen darauf hin, dass der in den letzten zehn Jahren sakrosankte Leitsatz “pay for performance” trügerisch sei. “Erhöhen variable Leistungslöhne die Leistung, oder bezahlen erfolgreiche Unternehmen ihre CEOs besser”, fragt die Professorin.
Ihrer Ansicht nach sprechen folgende Argumente gegen “überhöhte” variable Lohnaufschläge und für eine größere Bedeutung des Festgehaltes in der Teppichetage: Die Anreizwirkung bei zu leistender Arbeit liege empirischen Studien zufolge bei vier Prozent – jeder Cent mehr erhöhe die Leistung nicht messbar. Ferner führe ein starkes persönliches Aktien-Engagement der Firmenchefs dazu, dass diese einerseits das Risiko vermindern und Fusionen eher zustimmen würden zwecks Gewinnmitnahme, andererseits die Kurse gern künstlich in die Höhe treiben würden, um dann rechtzeitig abzuspringen. Für Osterloh ist klar: Belohnung und Anreiz – ja, aber zuviel davon korrumpiert.
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