Mit weiterhin schleppenden Ausgaben muss die IT-Welt in nächster Zeit rechnen. Das Budget für IT-Produkte ist im laufenden Jahr gleichbleibend oder wird kleiner – das ist weitgehend bekannt. Ein Novum: Jeder vierte CIO wird ausgabentechnisch so leise treten, dass er seine Möglichkeiten nicht einmal aufbraucht. Lediglich im Bereich Software und Services setzen Budget-Verantwortliche etwas Geld ein. Diese Aussage bekräftigten die Analysten des Marktforschungsunternehmens Gartner auf ihrem jährlichen Symposium.
“Das Jahr wird für Hersteller wie für Anwenderunternehmen schmerzhaft”, sagt Stephen Prentice, Vice President und Research Director bei Gartner. Im Gespräch mit silicon.de setzt er aber auch positive Akzente: “Wir rechnen mit einem weiteren schwarzen Jahr – dann aber könnten bald technische Neuerungen in den Unternehmen anstehen.”
Darunter fallen seiner Ansicht nach die Modernisierung der Desktops und eingerichteten Systeme sowie ein “Kickstart” für Linux und drahtlose Techniken. “Diese werden aber”, so betonte er, “nur die Treiber einer langsamen Bewegung sein, keine Hype-Spitzen, wie wir sie aus den vergangenen Jahren kennen.” Zu dieser verlangsamten Entwicklung trage seiner Ansicht nach die Unsicherheit der weltpolitischen Lage bei.
Davon unbeeindruckt werde sich aber eine entscheidende Entwicklung der nächsten fünf Jahre zeigen: der Trend zum so genannten Real Time Enterprise. Prentice sagt, was dahinter steckt: “Was in den letzten Jahren im technischen Bereich investiert und verändert wurde, müssen die Firmen jetzt auch auf Organisationsebene, also auf dem Management-Level umsetzen.” Getrieben sei diese Entwicklung zum schnelleren Umsetzen der Organisationsprozesse vor allem durch das, was er “the time-tortured customer” nennt – den von der Wartezeit gefolterten Kunden.
“Die Prozesse auf technischer Ebene effektiver zu machen nützt nichts, wenn die Firmen jetzt nicht den zweiten Schritt konsequent gehen und die strategischen Entscheidungsprozesse auch beschleunigen – und hier kommt wieder das vom Ende der neunziger Jahre bekannte Change Management ins Spiel”, so der Vice President.
Weil die meisten Unternehmen träge seien und einmal eingebaute Systeme meist als Komplettlösung angesehen würden, solange sie laufen, kopple sich die Management-Organisation immer weiter von der technischen Neuerung ab. Prentice warnt: “Die CIOs haben es selbst schon weitestgehend erkannt: Wenn sich die Unternehmen nicht bald eine effektivere Organisation mit kürzeren Kommunikationswegen zulegen, kann von heute auf morgen ein Start-up heranwachsen, das schneller ist und etablierte Unternehmen ins Abseits stellt.”
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