J.D. Edwards (JDE), einer der erfolgreichsten Softwareanbieter für mittelständische Unternehmen und zunehmend Rivale von Größen wie SAP und Microsoft, ist von dem ERP-Konzern Peoplesoft übernommen worden. Wie beide Unternehmen bekannt gaben, hat J.D. Edwards dafür den Gesamtwert von 1,7 Milliarden Dollar in Aktien erhalten. Erst gestern hatte das Unternehmen mit viel Tamtam eine neue Niederlassung in Hamburg eröffnet und umfangreiche Neueinstellungen in Deutschland angekündigt. Was aus diesen nun wird, ist unklar.
Die Übernahme läutet weltweit gesehen eine Konsolidierungswelle im Markt für betriebswirtschaftliche Anwendungen ein und setzt damit SAP und Oracle unter Druck. Davon sind Analysten weltweit überzeugt. Sollte der Zusammenschluss von den amerikanischen Kartellbehörden genehmigt werden, hätten JDE und Peoplesoft zusammen einen Umsatz von 2,8 Milliarden Dollar. SAP kommt auf 7,5 Milliarden Euro. Das kombinierte Unternehmen mit dem Know-how beider Konzerne sei nun auch für treue SAP-Kunden attraktiv. Siebel dürfte ebenfalls die Fusion zu spüren bekommen.
Für Paul Crisci, Managing Director bei der Merger-Beratungsfirma Broadview, steht fest: “Peoplesoft hat deutliche Worte mit der Fusion gesprochen und will offensichtlich einer der ganz langfristig überlebenden Spieler und Gewinner in diesem Segment sein.” Er ist überzeugt, dass die Fusion ein Zeichen dafür ist, dass sich auch der Markt für Mergers & Acquisitions wieder stabilisiert habe. Poeplesoft habe also ein Signal gegeben, die Risiken eines Zusammenschlusses betreffend. Crisci kann sich vorstellen, dass nun auch der Fusionenmarkt im Bereich Großunternehmen wieder anlaufen könnte.
Aber es gibt auch kritische Stimmen: Beide Konzerne gingen ein Wagnis ein – bislang gebe es schließlich kaum Beispiele für erfolgreiche Fusionen im Markt für betriebswirtschaftliche Software. “Das ist ein risikoreicher Zusammenschluss”, sagte Bruce Richardson vom Marktforschungsunternehmen AMR Research. Dennoch mache die Übernahme Sinn: “Beide Unternehmen haben eine hohe installierte Basis und nur wenig Überschneidungen.”
“Bisherige Merger haben nicht funktioniert, weil Firmen fusioniert haben, die Probleme hatten. Wir gehen aber aus einer Position der Stärke heraus zusammen”, sagte dagegen Craig Conway, Peoplesofts Vorstandschef, gegenüber der Financial Times Deutschland. Darüber hinaus würden sich die beiden Unternehmen gut ergänzen. Während J.D. Edwards seinen Schwerpunkt auf mittelständische Fertigungsunternehmen legt, konzentriert sich Peoplesoft auf Großkonzerne.
Conway stellte auch klar, dass das bisherige Produktportfolio beibehalten werden soll. J.D. Edwards bringe zwei Produktlinien ein, Peoplesoft eine. Alle Programme werden weiterentwickelt. “Verschiedene Architekturen haben SAP nicht geschadet – sie werden auch Peoplesoft nicht schaden”, sagte Conway.
Knut Woller, Analyst bei der HypoVereinsbank, bewertet den Zusammenschluss wiederum positiv. “Der Merger ist für beide Seiten sinnvoll”, sagte Woller. Peoplesoft benötige neue Wachstumsfelder, JDE verspüre im gehobenen Mittelstand Druck durch Oracle und SAP.
Bob Dutkowsky, Vorstandschef von J.D. Edwards, wies dagegen Konkurrenz als Grund für die Übernahme zurück. Der Verkauf des Unternehmens sei keine Reaktion auf erhöhten Wettbewerb mit SAP oder Oracle, die seit Monaten ihren Eintritt in den Mittelstandsmarkt propagieren. Er sagt: “Die Unternehmen sind seit 15 Jahren in diesem Markt, aber weil das obere Segment nicht mehr wächst, tun sie jetzt so, als seien die Produkte für das mittlere Segment eine neue Initiative.”
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