Categories: SoftwareUnternehmen

“Katastrophen-Software” bestimmt Erdbeben

Mit einer neuartigen Software wollen Forscher die Epizentren von überraschend auftretenden Erdbebenstößen bestimmen und dadurch einmal eine Art von Frühwarnsystem einrichten können. Der Prototyp der Anwendung, die bislang noch keine Bezeichnung trägt, habe die Tests erfolgreich bestanden und die Fachwelt in Staunen versetzt, melden die Fachleute an Universitäten in Wisconsin und Kalifornien.

Zwar sei durch die Informationen, die mittels 150 im Boden eingesetzten Sensoren in Südkalifornien an einen Zentralrechner geliefert wird, nur eine Warnzeit von einigen Sekunden zu erreichen. Diese aber ermögliche es, beispielsweise Flugzeuge am Landen zu hindern oder in geschlossenen Räumen Schutz unter Tischen und ähnlichem zu suchen. Dies sei revolutionär, so Dr. Richard Allen in Kalifornien, einer der Entwickler des entsprechenden Algorithmus, weil die schnell auftretenden Erdbebenwellen oft ohne Vorankündigung durch seismische Störungen ganze Landstriche verwüsten könnten. Derzeit, so Allen gegenüber der New York Times, ermögliche die am California Institute of Technology auf einem Zentralrechner laufende Software bei 35 Meilen Entfernung vom Epizentrum eine Warnzeit von 15 Sekunden.

Zwar sei, so Programmierer Patrick Small, die Software erst gegen Ende des Sommers einsatzbereit für größere Probeläufe und die Warnsequenzen ausgereift für den Einsatz auf einem herkömmlichen PC. Allerdings zeigt auch er sich mit den bisherigen Resultaten zufrieden. Das Problem, dass es bislang noch 15 bis 40 Sekunden dauere, bis die Software das Epizentrum zuverlässig berechnet habe – ein Zeitraum also, durch den der Vorwarnstatus derzeit noch oft durch die Rechenarbeiten zunichte gemacht wird – will er auch bald gelöst haben. Small: “Ich denke, wir können diese Zeit auf 5 Sekunden verkürzen”, sagte er.

Was allerdings weiter mit den Informationen geschehen soll, muss an höherer Stelle entschieden werden. Forscher Allen weist darauf hin, dass die Kompetenzen, wer eine Warnung und vor allem an wen auszugeben berechtigt sei, klar verteilt sein müssten, bevor die Software irgendwo außerhalb von Labors eingesetzt werde. Es komme darauf an, eine Information nicht nur zu haben, sondern auch zu wissen, was man damit anfängt. Allen: “Ein allgemeines Klingeln wie beim Feueralarm könnte eine Massenpanik auslösen.”

Silicon-Redaktion

Recent Posts

Blockaden und Risiken bei APM-Projekten vermeiden

Application Portfolio Management (APM) verspricht Transparenz, mehr IT-Leistung und Effizienz – theoretisch.

1 Tag ago

BSI-Bericht: Sicherheitslage im Cyberraum bleibt angespannt

Im Berichtszeitraum Mitte 2023 bis Mitte 2024 wurden täglich durchschnittlich 309.000 neue Schadprogramm-Varianten bekannt.

2 Tagen ago

KI-Hype in der Cybersicherheit – oder besser doch nicht?

KI kommt in der Cybersicherheit zum Einsatz, etwa um Abweichungen im Netzwerkverkehr zu identifizieren. Ist…

3 Tagen ago

Netzwerksegementierung schützt vor Angriffen über die OT

Ungepatchte und veraltetete Maschinen-Software ist ein beliebtes Einfallstor für Hacker, warnt Nils Ullmann von Zscaler…

3 Tagen ago

KI-Bluff bei AIOps erkennen

Die Auswahl einer Lösung sollte anhand von echten Leistungsindikatoren erfolgen, um echte KI von Behauptungen…

4 Tagen ago

Klinikum Frankfurt an der Oder treibt Digitalisierung voran

Interdisziplinäres Lenkungsgremium mit Experten aus den Bereichen IT, Medizin, Pflege und Verwaltung sorgt für die…

5 Tagen ago