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Linux gräbt Windows die Entwickler ab

Der anhaltende Trend zu Linux geht entgegen aller bisherigen Erkenntnisse nicht zu Lasten von Unix: Die meisten Entwickler, die sich in das Open-Source-Abenteuer stürzen, kommen tatsächlich aus dem Windows-Lager. Mit dieser Erkenntnis geht der Marktforscher Evans Data daran, eine ganze Reihe von festgefügten Auffassungen über den Haufen zu werfen.

Während der Online-Studie wurden rund 15 000 Entwickler befragt und mehr als 400 Einzelinterviews geführt. Mehr als die Hälfte der Linux-Entwickler, nämlich 52 Prozent, haben bisher Anwendungen für Windows geschrieben. Nur jeder Dritte hat sich bisher im Unix-Umfeld getummelt.

Keine Überraschung: Attraktiv sei Linux auch für die Entwickler vor allem wegen seiner Stabilität, wegen seiner niedrigen Kosten und wegen des Zugangs zur Open-Source-Welt. Allerdings liefert die Studie auch eine Überraschung zur Frage der Qualität: Entwickler-Tools für Linux-Plattformen seien bisher noch zu schlecht. Jeder vierte Entwickler bemängelt beispielsweise unzureichende Compiler.

Für immerhin 56 Prozent wäre es jetzt besonders wichtig, für die 64-Bit-Architektur zu programmieren – trotzdem arbeitet die große Mehrheit noch zum allergrößten Teil auf und für 32-Bit. Die Schlussfolgerung bei Evans Data: Die meisten Softwareexperten warten die weitere Entwicklung auch bei Linux für 64-Bit offenbar noch immer ab, anstatt sich dafür selbst zu engagieren.

Dabei verfüge Linux schon heute über sehr viel mehr Potenzial als allgemein angenommen wird, weil der Marktanteil falsch wiedergegeben wird, heißt es in der Studie weiter. Während Microsoft die Zahl der verkauften Betriebssysteme an den ausgelieferten Boxen und OEM-Versionen festmacht, gebe es für Linux nur grobe Schätzungen.

Dabei werde ein Teil der Produktion aus Redmond nie installiert, weil die Produkte vom Händler nicht abgesetzt werden können, oder aber OEM-Versionen werden auf dem PC nie verwendet, weil dort Linux zum Einsatz kommt. Das Open Source-Betriebssystem wird aber vor allem von den technisch versierten Anwendern meist aus dem Netz geladen und nicht im Laden gekauft. Selbst gekaufte Distributionen werden zudem meist auf mehr als nur einem Rechner installiert, auf denen dann aber auch mehrere Betriebssysteme verwendet werden können.

Auch im Server-Bereich würden Äpfel mit Birnen verglichen, meinen die Studienautoren bei Evans Data. Denn schließlich könne Linux auf einer größeren Zahl von Plattformen eingesetzt werden und als Server-OS mehr Aufgaben bewältigen als ein Windows-Server. Damit sei die Zahl der Microsoft-Server zwangsläufig aufgeblasen.

Und schließlich erwarten die befragten Entwickler beispielsweise, dass Microsoft seine Preisstruktur anpassen werde, um mit Open-Source-Produkten konkurrenzfähig zu bleiben.

silicon meint: Eigentlich kann man sich das Problem mit den Zahlen über Marktanteile an fünf Fingern selbst zusammenzählen. Aber weil die Strategen in den Chefetagen sich nun mal an nichts anderes halten können, müssen die existierenden Zahlen für deren Entscheidungen herhalten. Vielleicht setzt sich ja ganz langsam doch die Erkenntnis durch, dass dem Phänomen Open-Source-Markt nicht mit den bekannten Werkzeugen beizukommen ist.

Silicon-Redaktion

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