Edmund Stoiber hat eine, Gerhard Schröder auch, Guido Westerwelle sowieso und Joschka Fischer lässt sich eine über seine Partei machen – ohne Homepage ist man heute selbst in der Politik wenn nicht aufgeschmissen, so doch wenigstens völlig “ab vom Schuss”. Doch während in Deutschland hauptsächlich die Person und die politischen Ziele im Mittelpunkt des Informationsinteresses stehen, verfolgen Politiker-Webseiten in den USA ganz andere Zwecke: Sie sind ein wichtiger Teil in der komplizierten Wahl-Maschinerie für Präsidenten- oder Gouverneurs-Posten.
Klar sollen auch bei uns Internet-Surfer über die Webseite der Parteien, Minister oder des Kanzlers zu politischem Interesse erzogen werden, aber eine entscheidende Rolle bei Wahlen beispielsweise spielen sie (noch) nicht. In den Vereinigten Staaten dagegen sind bei John McCain, einem Rivalen George W. Bushs bei der Präsidentschaftswahl 2000, immerhin rund 1 Million Dollar an Wahlspenden über die Homepage des Kandidaten zusammen gekommen. Dieses Jahr hat der bei den Demokraten erfolgversprechendste Kandidat und potenzielle Bush-Konkurrent im Kampf um das oberste Amt in den USA, Howard Dean, die anderen Wettbewerber zum Staunen gebracht als bekannt wurde, dass an einem einzigen Tag im Juni etwa 800.000 Dollar über die Internetseite gesammelt wurden. Rund die Hälfte der 20,5 Millionen Dollar, die auf Deans Wahlkonto seit Januar eingegangen sind, stammen aus der Kampagne auf seiner Homepage, berichtet das Wall Street Journal.
“Bitte helfen Sie bei der Wiederwahl unseres Präsidenten George W. Bush”, heißt es denn auch auf der Homepage des derzeitigen USA-Chefs. Beim Klick auf den entsprechenden Button wird der fleißige Spender auf eine weitere Seite geleitet, die einen zunächst wissen lässt, dass man mit einer Spende bezeugt: Ja, Präsident Bush, Sie können auf mich zählen. Ich bin wieder Mitglied in ihrem Team. Hier kommt mein Beitrag zur Unterstützung ihrer Kampagne.” Ein weiterer Klick auf ein Kreditkartensymbol startet die eigentliche Spendenaktion, 25 Dollar sind das Minimum, 2000 Dollar definieren die Obergrenze. Man erfährt schließlich noch, dass keine Steuern für die Spende anfallen. Na, Gott sei Dank.
Wenn es im Besonderen um die Präsenz bei den Wählern im Technologie-Urstaat Kalifornien geht, dann darf die Webseite natürlich erst recht nicht fehlen. Deshalb hat sich ein ohnehin bekannter Kandidat für den Posten des zukünftigen Gouverneurs des Sonnenstaates auch eine zugelegt. Unter http://www.joinarnold.com/ können die Anhänger des Republikaners Arnold Schwarzenegger einen Obulus spenden und damit seine Wahlkampagne gegen den amtierenden Demokraten Gray Davis unterstützen. Und das obwohl ‘Arnie’ selbst gesagt hatte, er habe so viel Geld, um den Staat wieder flott zu machen. Der weltweite Ruhm als Schauspieler nutzt ihm allerdings nichts. Denn spenden dürfen nur Amerikaner und eingebürgerte Einwanderer. Von letzteren gebe es viele, heißt es, da gerade mancher Chef eines Technologiekonzerns, auch von denen gibt es viele in Kalifornien, ebenfalls ein Immigrant sei, der möglicherweise ‘Seinesgleichen’ seine Stimme lieber gibt. Und der Action-Held hat gute Chancen. Bei so viel Unzufriedenheit, die Davis in der Vergangenheit verbreitet hat, wird Schwarzenegger alles zugetraut.
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