Der deutsche Bundespräsident Johannes Rau hat erstmals in seiner Amtszeit eine übernommene Schirmherrschaft wieder zurückgezogen. Weil Rau eine Verleihung des diesjährigen Gründerpreises in der Kategorie “Visionär” an den Arzneimittelversender Ralf Däinghaus nicht guthieß, kündigte er die Schirmherrschaft jetzt auf. Der Spitzenpolitiker hatte seinen Namen für den Gründerpreis hergegeben, der Existenzgründer und neue Ideen unterstützt und in diesem Jahr zum zweiten Mal verliehen wurde.
Offensichtlich war Rau vorher nicht über die Preisträger der Auszeichnung informiert worden, die am 24. Juni im Beisein des Bundespräsidenten an eine Internet-Apotheke DocMorris verliehen wurde. Da aber die Tätigkeit des Internet-Apothekers rechtlich noch ungeklärt ist, hätte Rau die Preisverleihung nicht gebilligt, heißt es. Weil der Handel mit Medikamenten im Internet in Deutschland umstritten ist und von den Apothekerverbänden und Teilen der Pharmaindustrie scharf torpediert wird, hat DocMorris in den Niederlanden seinen Sitz genommen.
Mit der Auszeichnung aber begaben sich die Initiatoren – ZDF, Stern, einige Sparkassen und die Unternehmensberater McKinsey – bewusst auf ein vermintes Gelände und wollten ein aus ihrer Sicht mutiges Unterfangen würdigen. Im Präsidialamt befürchtete man dagegen, in eine missliche Auseinandersetzung hineingezogen zu werden. Es sei nicht hinnehmbar, wenn durch die Schirmherrschaft der Eindruck erweckt werde, der Bundespräsident billige oder fördere diese “rechtlich zweifelhafte Tätigkeit”, hieß es aus dem Präsidialamt.
Die vier Initiatoren des Preises äußerten in einem Antwortbrief ihr Bedauern. In einer Stellungnahme vom Freitag drückten sie aber auch ihr Verständnis für Raus Schritt aus. Zugleich hielten sie an ihrer Entscheidung fest. Bei 0800DocMorris handele es sich um ein hoch innovatives Unternehmen, das mustergültig im Aufbrechen starrer Märkte sei, sagte Stern-Wirtschaftsressortleiter Frank Thomsen.
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