Der von einer Übernahme durch Oracle bedrohte Softwarekonzern Peoplesoft hat nach den Kunden nun zusätzlich die Aktionäre zum Widerstand aufgerufen. Siegesgewiss gibt sich auch CEO Graig Conway angesichts der Quartalszahlen, die ersten Vorabveröffentlichungen zufolge besser aussehen als erwatet.
Er sagte in Pleasanton, Kalifornien: “Wir haben heute morgen bekannt gegeben, dass Peoplesoft gegen alle Erwartungen und die Aussagen der Kaffeesatzgucker, unter den herausforderndsten Bedingungen, denen eine Firma gegenüber stehen kann, die ursprünglichen finanziellen Ziele nicht nur erreicht, sondern bei weitem übertroffen hat.”
Er blickt auf die veranschlagten 490 bis 500 Millionen Dollar Gesamtumsatz und zieht den Schluss: “In einem nicht zu leugnenden Akt des Vertrauens haben bestehende und neue Kunden nicht aufgehört, Peoplesoft als ihre Business-Anwendung zu wählen. Sie haben sich für uns entschieden wegen unserer stärkeren Produkte und besseren Architektur. Sie haben sich für ein Unternehmen entschieden das der Verpflichtung nachkommt, seine Kunden zufrieden zu stellen.”
Nicht ganz so heroisch, aber dafür der Situation gegenüber Oracle wohl eher angemessen, klingt der Ton aus dem offenen Brief des Verwaltungsrates von Peoplesoft.
Hiermit sollen die Aktionäre schließlich einerseits die Gründe des siebenköpfigen Vorstandes für die Ablehnung der Offerte besser verstehen. Außerdem liefert ihnen der öffentlich gehandelte Konzern auch Argumente gegen die Verlockungen, die in nächster Zeit von Oracle aus an sie geschickt werden dürften. Der offene Brief wurde daher gestern an alle Aktionäre verschickt.
Darin haben die Vorstandsmitglieder Oracles Mitteilung kommentiert, dass es von der Antitrust Division des US Department of Justice zur Vorlage zusätzlicher Informationen aufgefordert wurde, was die Ellison-Company mit Zuversicht auf eine positive Entscheidung hin aufgenommen hatte. Die Anforderung zusätzlicher Informationen erfolgte im Zusammenhang mit Oracles feindlichem Übernahmeangebot von 19,50 US-Dollar pro Peoplesoft-Aktie.
Der Kommentar der Übernahmekandidaten dazu lässt die Aufforderung als ein Omen für das Gegenteil erscheinen: “Peoplesoft hat stets die Auffassung vertreten, dass eine Übernahme von Peoplesoft durch Oracle aufgrund langwieriger Prüfungen durch die Aufsichtsbehörden beträchtlich verzögert und mit hoher Wahrscheinlichkeit letztendlich verboten werde. Die Bekanntmachung von Oracle, dass es von der Antitrust Division des US Department of Justice zur Vorlage zusätzlicher Informationen im Zusammenhang mit seinem feindlichen Übernahmeangebot aufgefordert wurde, ist keine Überraschung und bekräftigt daher die Auffassung von Peoplesoft.”
Durch die Anforderung zusätzlicher Informationen seitens des Justizministerium wird die Wartefirst gemäß dem US-amerikanischen Kartellgesetz aus dem Jahre 1976 verlängert. Während dieser Frist hat das Justizministerium die Möglichkeit, die von Oracle angestrebte Übernahme eingehend zu prüfen.
Der Verwaltungsrat rechnet mit einigen Monaten der Prüfung und ist fest entschlossen, diese Zeit zu nutzen. Er gibt den Aktionären zu bedenken, dass die Aussagen von Oracle bezüglich der Weiterführung von Peoplesoft-Produkten sehr widersprüchlich gewesen seien und sich erst aufgrund des Druckes von den Kunden abgemildert hätten.
Des weiteren stellen sie der “Unterbewertung” des Unternehmens durch die Offerte das “wertbeständige und wertevermehrende Modell” des Zusammenschlusses mit J.D.Edwards gegenüber. Die Mitglieder des Verwaltungsrates Duffield, Battle, Goldby, Fanzili, Conway, Bhusri und Yansouni schließen ihren offenen Brief mit einem Appell an das gegenseitige Vertrauen und an die Unternehmenstreue und Vernunft der Aktionäre. Eine eigene Hotline hat Peoplesoft sogar für die Anleger in den USA eingerichtet.
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