Endlich: Der Aufschwung zeichnet sich ab für die IT-Branche
In jeder IT-Sparte scheint derzeit mindestens ein Unternehmen ein kleines, verhaltenes Freudentänzchen zu wagen. Und in der Halbleiterbranche schießen die Prognosen durch die Decke.
Geht es den Chips gut, geht es der DV-Branche gut – diese alte Weisheit aus den achtziger Jahren soll sich nach dem Willen der IT-Leute noch einmal bewahrheiten. Denn es gibt Positives aus ganz verschiedenen Ecken der prozessorgetriebenen Zunft zu vermelden: IDC sieht den Chip-abhängigen Handymarkt eklatant wachsen, Chip-Riese NEC Elelctronics baut seine Halbleiterproduktion um 20 Prozent aus und will so die eigene Bestleistung beim Produktionsausstoß überschreiten, und schließlich sinniert auch der langjährige Branchenkenner und Storage-Profi Joe Tucci in seiner Funktion als CEO bei EMC darüber, dass ein verhaltener Optimismus bei einem Blick in die Auftragsbücher nicht schaden könne. Von den Intel-Zahlen ganz zu schweigen.
Intel nämlich hat seine Umsatzprognose erneut aufpoliert. Das Unternehmen hält es nach wie vor für realistisch, die erst vor zwei Wochen nach oben korrigierten Ziele zu erfüllen oder gar zu übertreffen. Einen Quartalsumsatz von 7,6 bis 7,8 Milliarden Dollar will das Prozessor-Imperium erwirtschaften und macht so der ganzen Branche Hoffnung. Schließlich sind Mikroprozessoren die Basis aller IT.
Auch Chip-Hersteller National Semiconductor überraschte mit einem höheren Quartalsgewinn von 29,7 Millionen Dollar. Vor einem Jahr waren es nur 1,3 Millionen. Der Umsatz stagnierte zwar bei 425 Millionen Dollar, doch National Semiconductor geht für das kommende Quartal von einem Umsatzanstieg von vier bis sieben Prozent aus.
Auch die anderen Chiphersteller erwarten bessere Zeiten. Analysten sollen sich bereits darüber einig sein, dass die Zahlenwerte aus der Halbleiterbranche wieder ein klares Zeichen dafür seien, dass Ende 2003 und im nächsten Jahr endlich eine Erholung in der Welt der Informationstechnologie einsetzen könnte. Die guten Aussichten haben die Technologiewerte während der letzten Wochen stärkere Kursgewinne verbuchen lassen als andere US-amerikanische Aktien. Der Nasdaq steuert stetig auf die 2000 Punkte zu.
Aus den angeschlossenen Bereichen wie der Speicherwelt, lange verwöhnt vom Erfolg und streckenweise umso tiefer gefallen, gibt es ebenfalls Gutes zu berichten: EMC-Chef Tucci sagt, dass die Speicherindustrie auf solider Basis steht und sich langsam, aber sicher nach oben bewegt. Sie sei zwar weit davon entfernt, einem neuen Peak wie vor drei Jahren zuzusteuern, aber sie werde “sehr allmählich aber sicher” einen Aufschwung erleben. Auch EMC selbst gebe es gute Aussichten, das Anfang des Jahres ausgesprochene Ziel, in jedem der nächsten Quartale einen Gewinn zu erwirtschaften, sehr wahrscheinlich erfüllen.
In der Software-Branche sieht es ganz ähnlich aus: Sogar die zuletzt von der Krise gebeutelten Hersteller von Standard-Software blicken zuversichtlicher drein. SAP, Oracle und auch die fusionsgeplagten Manager von Peoplesoft wagen optimistische Prognosen.
Nicht zuletzt die TK-Branche soll wieder Grund zur Freude haben. Die Marktforscher von IDC weissagen den Unternehmen ein achtprozentiges Wachstum von diesem Jahr auf das nächste gerechnet. So sollen mal wieder die Mobilfunk-Endgeräte den Markt antreiben. In diesem Jahr werden demnach laut IDC 480 Millionen Einheiten verkauft, im nächsten Jahr sollen es wegen ausgeprägter Ambitionen in Richtung UMTS sogar über 500 Millionen verkaufte Handys sein. Das ist eine historische Marke in der Branche. Die oft beschriebene Marktsättigung sieht IDC demnach noch bis zum Jahr 2007 nicht. Ein einstelliges Wachstum bei den Verkaufszahlen soll der neuen Studie folgend dem Sektor erhalten bleiben.