Der amerikanische Softwareentwickler SCO hat sich in den USA ein Urheberrecht auf seine Unix-Version ‘System V’ eintragen lassen und will im Streit um urheberrechtlich geschützten Code in Linux auf diese Weise weitere Möglichkeiten schaffen, rechtlich gegen den großen Konkurrenten IBM vorzugehen. Gleichzeitig fordert das Unternehmen die Anwender des Open-Source-Betriebssystems auf, Lizenzen für Unix-Ware zu erwerben, um sich vor Schadenersatzansprüchen von SCO zu schützen.
Bislang war SCO Belege dafür schuldig geblieben, dass tatsächlich proprietärer Code Eingang in Linux gefunden hat und das Betriebssystem deshalb widerrechtlich frei distribuiert werde. Jetzt aber heißt es in einer Stellungsnahme, Hunderte von Dateien seien in Linux implementiert worden. Nur dadurch habe das OS seine Multiprozessorfähigkeit bekommen.
“Hier geht es nicht um ein oder zwei Zeilen Quellcode”, sagte SCO-Chef Darl McBride im Rahmen einer Telefonkonferenz. “Wenn der gesamte Code, der SCO gehört, aus Linux herausgenommen würde, dann wäre kaum mehr etwas von der Unterstützung für den Multiprozessorbetrieb übrig und Linux wäre für den Einsatz im Unternehmen und auf dem Server vollkommen uninteressant.”
Nachdem SCO im vergangenen Monat rund 1500 Großunternehmen weltweit angeschrieben hat, sie sollten Linux nur dann einsetzen, wenn sie dafür auch Lizenzen des Unternehmens erworben hätten, wird McBride jetzt konkreter. Sobald Binärcode und Anwendungen im Einsatz seien, die auf der Kernel-Version 2.4.x oder nachfolgenden aufsetzen, werde SCO Ansprüche geltend machen.
Vor wenigen Wochen hatte SCO die Lizenz für IBMs Unix-Derivat AIX widerrufen. Ob sich dieser Schritt allerdings vor Gericht durchsetzen lässt, ist noch umstritten. SCO machte aber schon vorsorglich klar, dass man die Ansprüche gegen die Anwender unabhängig vom Ausgang dieser Klage auf 3 Milliarden Dollar Schadenersatz geltend machen wolle.
Mit der Absicherung des Copyrights auf System V kann SCO nun aber auch gegen Systemintegratoren und Value Added Reseller vorgehen, indem ihnen zusätzlich Beihilfe zur Verletzung von Urheberrechten vorgeworfen würde. Das wolle man möglichst vermeiden, sagte McBride weiter. Man werde sich in aller Regel hoffentlich außergerichtlich einigen können. Bisher heißt es ohnehin, dass die Anwender außen vor bleiben sollen. Eine Garantie gibt es dafür allerdings nicht. Ebenso wenig wie SCO eine Preisliste liefern kann. Die solle in den kommenden Tagen oder Wochen erstellt werden. Als Grundlage sollte dann herangezogen werden, in welcher Form Linux eingesetzt werde und auf wie vielen Servern das OS installiert sei. Es soll Mengenrabatte geben.
“Wir haben hier eine Lösung, mit der sie einfach und sauber aus den Schwierigkeiten mit Linux herauskommen”, wirbt McBride um die Kundschaft. Analysten meinen, viele Unternehmen könnten aus Furcht vor langwierigen und teuren Rechtsstreitigkeiten die geforderten Lizenzen kaufen – womit SCO seine Ziele schon erreicht hätte. Das Unternehmen ist finanziell schwer angeschlagen.
silicon meint: Man muss SCO an dieser Stelle schon einmal vorwerfen, dass sie mit ihrer Strategie versuchen, etwas mutwillig kaputtzumachen, das der Allgemeinheit großen Nutzen verspricht. Nämlich ein bis vor wenigen Jahren vollkommen unbekanntes System, Software zu entwickeln, zu benutzen und weiterzuentwickeln. Deshalb darf man dem US-Unternehmen durchaus moralische Vorhaltungen machen. Denn dass Linus Torvalds und eine Handvoll weiterer Entwickler irgendwann damit überfordert sein könnten, Millionen Zeilen Code frei von möglicherweise urheberrechtlich geschützten Bestandteilen zu halten, das kann man sich leicht ausrechnen. Nein, SCO macht hier weiterhin nicht belegte Ansprüche geltend. Und selbst wenn sie begründet wären – sie wären nicht gerechtfertigt.
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