Nach Monaten der Verunsicherung durch die Klagen und Drohungen von SCO gegen Linux-Softwarehersteller und -Anwender hat der Distributor Redhat jetzt die Initiative ergriffen. Mit einer Klage vor einem Bundesgericht in Delaware will das Unternehmen SCO zwingen, von seinen Forderungen und Behauptungen Abstand zu nehmen. Die Vorwürfe, das Open-Source-Betriebssystem verletze mit Code-Bestandteilen aus SCOs Unix dessen Urheberrechte, seien “schwammig und nach wie vor unbegründet”, heißt es in der Klageschrift.
SCO verfolge damit nur das eine Ziel, Unsicherheit bei Herstellern und Anwendern zu erzeugen, um sich selbst aus einer finanziell ausweglosen Lage zu befreien, so Redhats CEO Matthew Szulik auf einer Pressekonferenz in San Francisco. Er hat inzwischen einen “Open Source Now”-Fonds aufgelegt, der zunächst mit 1 Million Dollar gespeist wird. Daraus sollen Prozesse gegen SCO zur Verteidigung der Open-Source-Software finanziert werden. Redhat werde sich auch an seinen deutschen Konkurrenten SuSE wenden und um einen Beitrag zu dem Fonds bitten.
Redhat hofft nach Angaben von Szulik darauf, ein Zeichen damit zu setzen, dass die Linux-Welt sich nicht die Initiative aus der Hand nehmen lasse. “Wir wollen jetzt die Fakten auf den Tisch bekommen. Sollte es denn irgendeinen Anlass geben, etwas am Linux-Kernel zu verändern, dann werden wir das auch umgehend tun”, so Redhats Vicepresident Brian Sims entnervt. “Wir waren sehr geduldig, wir haben lange zugehört”, klagt Szulik. “Aber wenn all unsere Kunden und die gesamte Open-Source-Gemeinde bedroht und verunsichert wird, dann müssen wir aktiv werden.”
IBM betonte, das Vorgehen sei mit Redhat nicht abgesprochen. SCO hatte Big Blue schon im März auf jetzt 3 Milliarden Dollar Schadenersatz verklagt, weil deren Unix-Lizenz missbraucht worden sei, um urheberrechtlich geschützten Quellcode unter die Open-Source-Lizenz GPL zu stellen, so der Vorwurf. SCO entzog im Verlauf des Rechtsstreits IBM die Lizenz. Konkrete Auswirkungen hat dieser Schritt bisher allerdings nicht.
Bemerkenswert ist, dass Redhat mit seiner Klage einer direkten Klage von SCO zuvorkommt. Damit vermeidet der Softwarehersteller möglicherweise, vor Gericht am SCO-Firmensitz im US-Bundesstaat Utah verhandeln zu müssen. Beobachter meinen, die Redhat-Klage könne sich nur darauf stützen, dass Hunderte von Kunden des Unternehmens angemahnt wurden, SCO-Lizenzen zu erwerben – sonst drohten langwierige Prozesse.
SCO-Chef Darl McBride hat bereits auf die Klage reagiert. In einem Brief warnt er Redhat vor Gegenmaßnahmen. “Machen sie sich darauf gefasst, dass wir mit Klagen wegen Verletzung von Urheberrechten sowie wegen Verschwörung reagieren werden.” Auf Software und Urheberrecht spezialisierte Juristen erwarten inzwischen aber gar keine Urteile am Ende von verschiedenen Prozessen, in die sich SCO manövriert hat. Vielmehr seien Vergleichsvereinbarungen wahrscheinlich, die lange Verhandlungen abkürzen sollen – dann aber würde SCO aller Voraussicht nach weiterhin seine vermeintlichen Belege unter Verschluss halten können.
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