Frankfurter Allgemeine irrlichtert im Cyberspace
Die deutsche Medienindustrie ist weiterhin auf der Suche nach einem tragfähigen Modell für einen lohnenden Vertrieb ihrer Produkte im Internet.
Die deutsche Medienindustrie ist weiterhin auf der Suche nach einem tragfähigen Modell für einen lohnenden Vertrieb ihrer Produkte im Internet. Jetzt macht die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) offenbar einen neuen Anlauf. Derzeit werde an einem Konzept gearbeitet, um den Lesern eine reine Online-Ausgabe im Abonnement zu verkaufen. Bisher können nur Abonnenten der Print-Ausgabe die Inhalte online abrufen. Einzelne Artikel werden interessierten Lesern gegen Zahlung von 1,50 Euro für einen Tag freigeschaltet.
Kernidee sei, heißt es nun in Frankfurter Medienkreisen, eigene Inhalte für das Online-Projekt zu erstellen, um einen Anreiz für den Leser zu schaffen. Strittig ist allgemein, ob Online-Aktivitäten der Tageszeitungsverlage nicht die klassische Zeitung kannibalisieren. Die FAZ musste in den vergangenen Monaten massiv Stellen abbauen und löste die Online-Redaktion – wie schon andere Zeitungen zuvor – gleich ganz auf.
Schon als das Wochenmagazin Spiegel damit anfing, seine Titelgeschichte vor dem Erscheinungstermin am Montag online zu verkaufen, warnten Medienexperten, die Verkaufszahlen des Print-Produkts würden sinken, der Verlag schneide sich ins eigene Fleisch. Zeitungen und Zeitschriften sind zum größten Teil noch immer abhängig vom klassischen Werbegeschäft. Sinkt die verkaufte Auflage, sinken die ohnehin stark geschrumpften Einnahmen weiter.
Im großen Stil erfolgreich ist bisher einzig und allein das Wall Street Journal. Seit Jahren schon bietet das Finanzblatt auch ein reines Online-Abonnement, das von den Lesern außerhalb der USA offenbar gut angenommen wird. Entscheidend sind zwei Faktoren: Die Informationen sind teilweise sehr speziell und auf anderen Wegen kaum zu beschaffen. Das Print-Produkt ist an vielen Orten nur mit Verzögerung oder zu deutlich höheren Preisen zu bekommen.
Andere deutsche Tageszeitungen experimentieren derzeit mit einem gebührenpflichtigen Service für PDAs. So bietet beispielsweise die Süddeutsche Zeitung ihre Online-Version für Taschencomputer seit mehreren Monaten nur noch im monatlichen Abonnement an.