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Gates macht Werbung für High-Tech-Berufe

Computerbezogene Wissenschaften verlieren an Attraktivität. Immer weniger Studenten entscheiden sich auch an den Elite-Unis für Studiengänge aus dem Bereich Ingenieurwissenschaften, Informatik und Elektrotechnik. Die Statistiker verzeichnen einen Trend hin zu Wirtschaftswissenschaften und Unternehmensberatung und weg von der Technik. Diesen Trend will die IT-Industrie nun aufhalten. Mit William Gates, Mitgründer von Microsoft und Chairman des Konzerns, hat nun ein Vorzeige-IT-Erfolgsmensch eine Werbetour durch fünf US-Universitäten begonnen.
“Wir brauchen eure Begeisterung”, sagte er den Studenten am renommierten Massachusetts Institute of Technology (MIT). Die jungen Leute dürften die Computerei nicht mit dem drögen Eintippen von endlosen Zeilen Codes verwechseln, auch wenn ein gewisser Teil der Softwarearbeit auf mittlere Sicht genau so aussehen dürfte. “Die meisten Arbeiten sind sehr teamorientiert und interessant – ihr werdet mit vielen sehr intelligenten Menschen zusammenarbeiten und Lösungen für Probleme verschiedener Disziplinen finden”, so Gates. Er fügt noch an: “Wir brauchen Helden.”

Dabei musste er auch auf Fragen der jungen Leute nach Outsourcing antworten. Die New York Times zitiert einen Studenten, der sich nach fünf Jahren Studium aufgrund seiner hervorragenden Leistungen jede Stelle aussuchen kann – und sich für die Wall Street entschieden hat, wie so viele. Als Grund gibt er an, dass der Outsourcing-Trend Unsicherheit in die Computerwissenschaften gebracht habe und die Zukunft für Absolventen der Informatik und verwandter Gebiete aufgrund der Konkurrenz aus Asien nicht mehr so sicher sei wie noch vor einigen Jahren.

Gates’ Antwort auf diese Frage ist einfach: “Wird es durch Outsourcing mehr Konkurrenz geben? Ja. Aber das bedeutet nur, dass wir hier in den USA unsere Stärken besser ausspielen müssen, und die liegen in der Qualität der gelernten Fähigkeiten.” Aber auch Microsoft lagert Arbeit nach Übersee aus, das musste er am Rande einer Gastvorlesung, die an allen besuchten Unis insgesamt über 5000 Studenten hörten, zugeben. So seien einige Projekte in der Produktentwicklung für Indien geplant. Die Forschung und Entwicklung allerdings, so Gates, bleibe ‘zuhause’. Damit zerstreute er auch die Bedenken der US-Politik, die vor allem im Präsidentschafts-Wahlkampf Ängste vor einer Arbeitsabwanderung und erhöhter Arbeitslosigkeit in den USA schüre. Gates dazu: “Es gibt da eine weit verbreitete Überreaktion.”

Für die Studenten bedeute dies lediglich, sich mehr anzustrengen und die 08/15-Fähigkeiten gegen fundierte Spezial-Skills zu tauschen. “Wir müssen mehr betonen, dass eine gute Ausbildung in Computerwissenschaften eine großartige Grundlage für nahezu alles ist, was man im Leben erreichen will: Spracherkennung, Visualisierung, Sicherheitsproblematiken, Zuverlässigkeit oder einfach die Wege, wie wir das Beste aus unserer Arbeit und den Arbeitsprozessen herausholen – all dies kann beim derzeitigen Stand der Technik bald von der IT gelöst werden.” Auch für andere Wissenschaften wie Medizin, Ökonomie und Biologie sei die IT eine unerlässliche Stütze.

Ein in der Computerwelt bleibender Microsoft-Forscher, so beschreibt er, müsse aber folgendes mitbringen, um erfolgreich zu sein: Geduld, technische und teamorientierte Qualitäten und Hingabe. Als lebendes Beispiel einer großen und materiell flüssigen Zeit der Computerei will Gates so qualifizierten Nachwuchs heranziehen. Schließlich ist das Unternehmen Microsoft mit einem Forschungsetat von 6,8 Milliarden Dollar im Jahr verpflichtet, alles zu tun, um Marktführer zu bleiben. Und das, so ruft Gates nahezu verzweifelt in den Hörsaal, könne nur die nachwachsende IT-Generation bewerkstelligen.

Doch die junge Generation hat angesichts des Multimilliardärs ganz andere Fragen:  Ob es wohl möglich sei, in naher Zukunft ein Imperium wie Microsoft zu gründen und mit welcher Idee das seiner Meinung nach realistisch sei. Gates darauf: “Erfindet eine durchschlagende und funktionierende Technik im Bereich der Künstlichen Intelligenz, bringt Maschinen das Lernen bei – das ist zehn Microsofts wert.”

Lesen Sie auch : KI-Bluff bei AIOps erkennen
Silicon-Redaktion

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