Während die Musikkonzerne gelernt haben, das Internet zu fürchten, sehen deren kleine Konkurrenten jetzt ihre große Chance heraufziehen. Neuester Akteur: Die ‘Independent Online Distribution Alliance’ (IODA) will die Musikrechte für insgesamt rund 50 kleine Labels vermarkten. Chancen rechnet man sich etwa bei I-Tunes oder dem runderneuteren ‘Napster’ aus, sobald der kostenpflichtige Dienst an den Start gehen sollte.
Hier gebe es die Chance auf Vereinbarungen zum beiderseitigen Nutzen, meint IODA-Gründer Kevin Arnold. Denn kleine Musikverlage hätten selten Ahnung von digitalen Vertriebsrechten und schon gar nicht die Mittel, um teure Anwälte mit diesen Fragen zu beschäftigen. Die fünf größten Musikkonzerne beherrschen zumindest in den USA und in Europa mit ihren Veröffentlichungen rund 80 Prozent des kommerziellen Musikmarkts. Dort mussten sie im vergangenen Jahr Umsatzeinbrüche von durchschnittlich 11 Prozent verkraften. Die kleineren Labels konnten dagegen sogar Umsatzzuwächse verzeichnen.
Sollte es tatsächlich zur Online-Verbreitung von Musik abseits des bisher herrschenden Mainstreams kommen, dann wären in der Tat diejenigen bestätigt, die seit Jahren von einer demokratisierenden Wirkung des Internet im weitesten Sinne sprechen. Feuilleton-Journalisten und Musikkritiker könnten dann nicht mehr über den von fünf Musikkonzernen diktierten schlechten Geschmack lamentieren, sondern müssten die populäre (oder Pop-) Musik als Abstimmungsergebnis der Web-Nutzer anerkennen. Bis dahin ist es aber wohl noch ein weiter Weg, hoffen nicht zuletzt die großen Musikverlage.
Analyst Lee Black von Jupiter Research jedenfalls glaubt, dass die gebührenpflichtigen Online-Musikdienste nicht auf die ‘großen Fünf’ verzichten können. “Aber die ‘Independents’ bringen mehr Farbe ins Spiel. Das könnte der Schlüssel sein, um die Online-Dienste für viele Leute interessanter zu machen.”
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