Kreative Idee aus den USA: Spammer sollten Eintritt zahlen
Technik scheint versagt zu haben, Gesetze greifen noch nicht. Eine Art “Hilfe zur Selbsthilfe” soll helfen und auch gleich noch ein neues Marktmodell kreieren, denn: Aufmerksamkeit ist ein teures Gut.
Um den Folgen des Spamming auszuweichen und die Vorteile von E-Mails an sich nicht vor lauter Spam aus den Augen zu verlieren, haben sich Techniker und Security-Spezialisten viele Gedanken gemacht. Doch auf die Idee, ähnlich wie bei kostenpflichtigen Telefoneinrichtungen Gebühren für Mailing zu verlangen, scheint noch niemand gekommen zu sein. Dabei ist dies auch für Privatleute im Telefoniebereich längst verbreitet.
So hat Jonathan Rauch, ein Mitarbeiter des Washingtoner Think-Tanks und Zukunftsforschungsinstituts Brooking Institution nun offenbar die ersten Überlegungen in dieser Richtung angestellt. Er schreibt in dem Magazin National Journal, dass in technischer Hinsicht keinerlei Probleme bestehen dürften, einen Rechner so einzurichten, dass ein Sender von Mails vor dem Abschicken an die kostenpflichtige Adresse beispielsweise gefragt wird, wie viel er in einem Rahmen von beispielsweise 1 bis 10 Cent bereit wäre zu zahlen. Ein Teil des so eingenommenen Geldes könnte automatisiert zur Deckung der ISP-Kosten verwendet werden, so Rauch weiter.
Von einer Besteuerung der Spam-Mails zur Bekämpfung dieser digitalen Unart hält er nichts, da er um realistische Preise bangt, sobald Regierungen diese festsetzen. Außerdem befürchtet er eine Überregulierung, Überwachung und inhaltliche Zensur auf breitester Basis, sollten die Staatsorgane in sämtliche Mails “hineingucken” können.
Anders bei einer Bepreisung seitens des Inbox-Inhabers. Die Gerichte, so Rauch, operierten ja bereits mit dem Begriff des Cyber-Einbruchs (Cyber-Trespassing) und suchten nach Möglichkeiten der juristischen Fassung dieses Begriffs als Vergehen. Wenn nun der Eigentümer einer Inbox quasi in der Lage wäre, sein Eigentum gegen Übergriffe zu schützen, indem er Eintritt verlangt und ungeliebte Besucher endgültig abweisen könnte, wäre somit auch ein neues Geschäftsmodell geboren.
Die Aufmerksamkeit des Empfängers, so Rauch weiter, wäre dabei für jede einzelne Mail garantiert. Denn die Aufmerksamkeit ist seiner Ansicht nach in dieser Rechnung der Wert, für den es zu bezahlen gelte. Freunde und Verwandte könnten von der Bezahlung ausgenommen werden oder einen anderen, geheimen und freien Account nutzen.
Und die Geschäftskorrespondenz? Rauch entwirft das Bild, dass Mailer, die sowieso sehr viel mit dem Medium arbeiten, also unbekümmert zu Festpreisen mailen könnten – die Rechnung ginge laut dem Zukunftsforscher nahe Null, da E-Mails ja so weit verbreitet zur Geschäftskommunikation verwendet werden. “Wer draufzahlt, ist der Spammer, da bei ihm das Gleichgewicht von Schicken und Bekommen nicht stimmt”, führt Rauch an. Für Spammer dürfte die Forderung nach Bezahlung eine zumindest irritierende Wirkung haben, so Rauch, und die Arbeitszeit, die man für das Aussondieren und Löschen von Spams benötigt, wäre garantiert bezahlt. Für ihn steht nämlich fest: E-Mails sind beileibe nicht gratis, sondern kosten Strom, ISP-Kosten, Softwarekosten, Spam-Filterkosten, verstopfte Mailboxen, den Betrag für verlorene Mails und so weiter. Bislang hätten eben meist “die falschen Leute für all das bezahlt”.
Was halten Sie davon? Schreiben Sie uns Ihre Ideen zur Spam-Bekämpfung unter: redaktion@silicon.de